Selenskyj: Ukraine will Pufferzone in Russland schaffen
"Die Schaffung einer Pufferzone auf dem Territorium des Aggressors", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Angesichts der schweren Kämpfe dort sowie im Osten der Ukraine bat er die westlichen Partner um schnellen Nachschub an Waffen und Munition.
Zugesagte Hilfepakete
"Der Krieg kennt keine Ferien", sagte Selenskyj vor allem an die Adresse der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Die ukrainischen Soldaten leisteten zwar "hervorragende Arbeit", so Selenskyj. "Aber wir müssen die Versorgung durch unsere Partner beschleunigen, wir bitten darum." Die Ukraine brauche Lösungen, sie sei vor allem auf ein rechtzeitiges Eintreffen der zugesagten Hilfepakete angewiesen.
Vor allem in den Gebieten rund um den Donbass schienen die ukrainischen Einheiten schwer unter Druck zu geraten. Aus einigen Orten mussten sie sich bereits zurückziehen. Gerade die Umgebung von Torezk sei "mehr als nur Verteidigung für die Ukraine, es ist jetzt das Hauptziel unserer Verteidigungsmaßnahmen im Allgemeinen, so viel wie möglich von Russlands Potenzial, dem Potenzial für einen Krieg, zu zerstören und ein Maximum an Gegenangriffsarbeit zu leisten", betonte Selenskyj.
Ukrainische Militärs räumten die Schwierigkeiten rund um Pokrowsk ein. "Wir können uns zurückziehen, eine kleine Siedlung aufgeben oder eine kleine Schlacht verlieren", sagte Serhij Zechozkyj, ein Offizier der dort eingesetzten Brigade im Fernsehen. "Aber die Hauptaufgabe besteht darin, den Krieg zu gewinnen."
Aktuell rückten die russischen Soldaten bei Mykolajiwka vor, um die Versorgungsstrecke zwischen Pokrowsk und Karlowka zu unterbrechen. "Hier versuchen sie, etwas zu erreichen", sagte Zechozkyj. Doch genau an dieser Stelle erwarte das russische Militär "etwas Unerwartetes". Details nannte der Offizier nicht.
Torezk und Pokrowsk sind Dauer-Brennpunkte
Torezk und Pokrowsk sind die Dauer-Brennpunkte der vergangenen Wochen. Auch der ukrainische Generalstab berichtete von schweren Kämpfen rund um die Orte. Allein bei Pokrowsk seien im Tagesverlauf 24 russische Sturmangriffe registriert worden, teils mit Unterstützung von Kampfflugzeugen. Bei Torezk seien insgesamt 15 russische Attacken abgeschlagen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Zu den Kämpfen in der westrussischen Region Kursk machte die ukrainische Generalität in Kiew keine Angaben. Im Lagebericht heißt es lediglich, dass russische Artillerie und Kampfflugzeuge ukrainische Stellungen rund um Sumy im Osten des Landes angegriffen hätten. Sumy gilt als Zentrum des Nachschubs für die in der Region Kursk kämpfenden ukrainischen Truppen.
Das ukrainische Militär hat bei seinem Vorstoß bei Kursk ungewöhnlich hohe Verluste an wertvoller Technik erlitten, resümierte das Wirtschaftsmagazin "Forbes". Die Verluste an Panzern, gepanzerten Fahrzeugen und schweren Waffen seien überaus hoch und stünden in keinem Verhältnis zu den gleichzeitigen Verlusten auf russischer Seite.
Verluste "doppelt so hoch wie sonst"
Bei dem Vordringen über offenes Gelände seien die Fahrzeuge vielfach Luft- und Artillerieangriffen ausgesetzt, entsprechend seien die Verluste "doppelt so hoch wie sonst", berief sich das Blatt auf Analysten. Allerdings, wenn die Ukraine das eroberte Gebiet halten könne, wäre dies die Verluste wert. Selenskyj hatte wiederholt über russische Raketen- und Artillerieangriffe aus dem Gebiet Kursk gegen Ziele im Osten der Ukraine geklagt.
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ließ unterdessen eigenen Angaben zufolge größere Truppenverbände an die Grenze seines Landes zur Ukraine verlegen. Als Grund dafür nannte er starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite. Dort habe Kiew bis zu 120.000 Soldaten stationiert, behauptete er in einem Interview des russischen Fernsehkanals "Rossija", aus dem die Staatsagentur Belta zitierte. "Und angesichts dieser aggressiven Politik haben wir unser Militär entlang der gesamten Grenze stationiert, so wie es im Kriegsfall der Fall wäre." Lukaschenko, der auch als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, kooperiert eng mit Kremlchef Wladimir Putin.
Nach Ansicht der ukrainischen Grenztruppen greift Lukaschenko "zu aggressiven Aussagen, die nicht der Realität entsprechen". Von Verstärkungen auf belarussischer Seite sei zudem nichts erkennbar, sagte Andrij Demtschenko, Sprecher der Grenztruppen.
Minsk ist nicht aktiv am Krieg gegen die Ukraine beteiligt. Allerdings hat Lukaschenko im Februar 2022 den Vorstoß russischer Truppen aus Belarus heraus in die Ukraine erlaubt. Nach schweren Rückschlägen und Verlusten beim versuchten Vorstoß nach Kiew mussten sich diese russischen Einheiten zurückziehen.
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