APA - Austria Presse Agentur

Sigmund Freud Privatuni verliert Zulassung für Medizin-Studium

Der Masterstudiengang Humanmedizin, den die Wiener Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) seit 2015/16 anbietet, steht vor dem Aus.

Wegen Qualitätsmängeln wird die Zulassung durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria (AQ Austria) widerrufen. Wesentliches Kriterium für die Entscheidung ist ein entsprechendes Gutachten im Auftrag der Agentur.

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Privatuni wurde informiert

Die Entscheidung hat das Board der AQ Austria Ende vergangener Woche getroffen. Der Bescheid liegt noch nicht vor, die Privatuni wurde aber über die wichtigsten Punkte informiert, wie die Qualitätssicherungsagentur der APA bestätigt hat. In einem Informationsschreiben der Privatuni, das am Dienstagabend an die Studierenden ging, hat die Leitung jetzt über die wesentlichen Punkte informiert.

"Der Master-Studiengang Humanmedizin wird widerrufen werden", heißt es darin. Alle aktuellen Studierenden im Medizin-Masterstudium, für das Studiengebühren in der Höhe von 12.500 Euro pro Semester anfallen, würden jedoch ihr Studium an der SFU abschließen können, wird mit Verweis auf entsprechende Aussagen von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) betont. Das vorgelagerte Bachelorstudium Humanmedizin wurde reakkreditiert.

Privatuniversität reakkreditiert

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Auch die SFU als Privatuniversität wurde dem Schreiben der Uni zufolge reakkreditiert, ebenso positiv entschieden wurden demnach alle Studiengänge der Psychotherapiewissenschaft, Psychologie, Rechtswissenschaften und Zahnmedizin sowie neu ein Habilitationsrecht der Fakultät für Psychologie.

Der detaillierte Bescheidentwurf, der vom Bildungsministerium bestätigt werden muss, liegt noch nicht vor. Inhaltlich wollte die AQ Austria auf APA-Anfrage zuletzt nichts sagen. Die SFU kann gegen den Bescheid noch Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht (BVwG) einlegen.

In dem im Auftrag der AQ Austria erstellten Gutachten, das mehreren Medien vor einigen Wochen zugespielt wurde, wurden nicht nur Probleme beim Medizin-Masterstudium der SFU, sondern noch zahlreiche andere Abweichungen von den geforderten Standards für Entwicklungsplan und Qualitätsmanagement der Hochschule festgestellt. Die Gutachter empfahlen dem Board der AQ Austria darin für eine Reakkreditierung der Privatuniversität insgesamt 51 Auflagen. Die Zulassung sollte außerdem nur für sechs und nicht wie beantragt für zwölf Jahre verlängert werden. Eine hohe Zahl an Auflagen gibt es dabei auch für die Fakultät für Psychotherapiewissenschaft und Psychologie, mit der die Uni 2005 begonnen hatte.

Mängel "nicht behebbar"

Beim Masterstudium Medizin wurden die Mängel im Bericht als "nicht behebbar" eingeschätzt und deshalb der Widerruf der Akkreditierung empfohlen. Grund sind "große Abweichungen von national und international üblichen Standards" bei Personal, Forschungsinfrastruktur und Studienplänen. Zwar trauen die Gutachter der SFU grundsätzlich zu, einen guten Humanmedizin-Studiengang anzubieten - eine Behebung der vielen Mängel sei innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Frist von zwei Jahren aber nicht möglich. Die Uni solle sich Zeit nehmen, um ihr grundsätzliches Konzept zu überdenken.

Die Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) hat in einer Stellungnahme gegenüber der APA die Entscheidung der AQ Austria begrüßt. Es sei gut ist, dass auf die Forderung der Studierendenvertretung eingegangen wurde und alle Studierenden ihr aktuelles Studium abschließen können, betonte die Vorsitzende Keya Baier (GRAS). Für knapp 200 Studierende, die kommendes Jahr ihren Medizin-Bachelor an der SFU abschließen, brauche es "jetzt schnellstmöglich Lösungen".

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Die ÖH sieht außerdem ein weiteres Signal, dass es mehr öffentlich finanzierte Studienplätze in der Humanmedizin braucht - nicht nur als Maßnahme gegen den Mediziner-Mangel, sondern auch um Qualitätsstandards zu sichern. Außerdem seien die Privatuniversitäten an sich infrage zu stellen. Auch andere Privatunis und auch Fachhochschulen würden teils grobe Mängel in der Qualität ihrer Studiengänge aufweisen. "Es ist Zeit, diese Hochschultypen, deren Systeme und Finanzierung grundlegend zu überdenken und sich in Richtung einer gesamtheitlich öffentlich ausfinanzierten Forschung und Lehre zu bewegen", so die ÖH.