Fico, der nach einem Journalistenmord vor fünfeinhalb Jahren in Folge von Großdemonstrationen zurückgetreten ist, könnte jetzt vor einem Comeback stehen und das EU- und NATO-Land von seinem bisher strikt pro-europäischen und pro-ukrainischen Kurs abbringen. Die Progressiven unter Simecka stehen dagegen für eine pro-westliche demokratische Ausrichtung der Slowakei. Den meisten Umfragen nach führt Fico mit einem geringen Vorsprung, einige Umfrageagenturen sahen aber bereits Simecka knapp vorne.
Die inzwischen zum Großteil zersplitterten Parteien der konservativ-populistischen Vorgängerregierungen von Igor Matovic und Eduard Heger, die seit 2020 an der Macht waren, müssen hingegen um ihre politische Zukunft bangen. Ihre Umfragewerte lagen jüngst nur noch knapp an der Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug ins Parlament. Statt einem demokratischen Neustart und der Bekämpfung von Korruption, die sich Slowaken nach dem Journalisten-Mord 2018 gewünscht hatten, brachten sie Chaos über das Land. Die Koalition stürzte schließlich über interne Streitereien. Seitdem regiert ein von Staatspräsidentin Zuzana Caputova ernanntes Expertenkabinett unter dem Ökonomen Ludovit Odor in der Slowakei.
Die rund 6.000 Wahllokale stehen den knapp 4,4 Millionen Wählern von 7 bis 22 Uhr offen. Um die 150 Sitze im slowakischen Nationalrat sind insgesamt 25 politische Parteien bemüht, Erfolgschancen werden allerdings nur acht bis neun Gruppierungen eingeräumt. Ein relevantes vorläufiges Ergebnis wird noch in der Nacht auf Sonntag erwartet.