APA - Austria Presse Agentur

Sojaprodukte sind immer noch Nischenprodukte

Der Absatz von Sojaprodukten bzw. pflanzlichen Alternativen zu Milch und Fleisch steigt, verglichen mit tierischen Produkten handelt es sich aber immer noch um ein Nischensegment. Dass der Sektor innovativ und stark in Bewegung ist, zeigt etwa die für ihre veganen Burger gefeierte US-Fleischersatzfirma Beyond Meat. Auch die Sojaanbauflächen in Österreich sind zuletzt Jahren deutlich gewachsen.

Der gesamte Lebensmittelhandel macht derzeit mit nicht gekühlten pflanzlichen Milchalternativen laut Nielsen einen Umsatz von 35 Mio. Euro. Im Vergleich dazu ist der Milchmarkt gigantisch. Im gesamten Jahr 2018 wurde im Lebensmittelhandel mit Milch- und Milchprodukten ein Umsatz von 1,75 Mrd. Euro erzielt, nur auf Frischmilch und länger haltbare Milch (ESL) entfielen davon 247 Mio. Euro. Allein Haltbarmilch erwirtschaftete fast 47 Mio. Euro.

Das Sortiment für vegetarische und vegane Produkte wächst zwar stark, allerdings auf einem niedrigen Niveau. Produkte auf Sojabasis kommen derzeit nur auf einen Anteil von 0,7 Prozent am gesamten Lebensmittelhandel, haben heuer bisher aber im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent mehr Umsatz gebracht, geht aus Nielsen-Daten hervor.

Der Handelskonzern Rewe (Billa, Merkur usw.) verzeichnete von Jänner bis Anfang November mengenmäßige Zuwächse von 7 Prozent bei veganen Aufstrichen, 11 Prozent bei Tofu und ein Plus von 14 Prozent bei veganen gekühlten Produkten. "Auch pflanzliche Burger-Fleischersatzprodukte werden zunehmend besser von unseren Kunden angenommen. Die Nachfrage nach diesen Produkten ist vor allem in urbanen Gebieten vorhanden", sagte Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher zur APA.

Die Bratlinge auf Erbsenbasis von Beyond Meat haben heuer nicht nur den Lebensmittelmarkt, sondern auch die Börse erobert und ein Kursfeuerwerk entfacht. Inzwischen gibt es die Laberln auch in Österreich bei mehreren Supermarktketten.

Interspar führt nach eigenen Angaben über 1.000 vegetarische/vegane Produkte, wobei es sich nicht nur um Fleisch- und Milchalternativen handelt. "Der Boom dieses Segments hält ungebrochen an und es gibt hier laufend Innovationen", sagte Spar-Sprecherin Nicole Berkmann.

Der Verein Soja aus Österreich hat heuer von April bis Juli unter Produzenten von Sojalebensmitteln, Gastronomiebetrieben und Großhändlern eine Befragung zum Thema Soja durchgeführt. Knapp die Hälfte der Hersteller gab an, dass der Absatz ihrer Sojaprodukte im Laufe der letzten drei Jahre gestiegen ist, bei einem Drittel ist er stabil geblieben. Gesunken ist er vor allem im Bereich der Sojadrinks, da hier andere Milchalternativen wie Hafer-, Mandel- oder Kokosmilch vermehrt Absatz finden und Sojadrinks ersetzen.

Auch unter den Großhändlern ergab die Befragung, dass der Absatz in den vergangenen drei Jahren gestiegen ist. Die meisten Befragten bestätigten einen Trend zu veganen Produkten, einige relativierten dies jedoch insofern, als zwar das Sortiment an veganen Produkten wächst, die Nachfrage jedoch nicht besonders groß ist. "Trotz der starken medialen Coverage scheinen vegane Produkte immer noch eine Nische zu sein", heißt es da. Viele Großhändler erwähnten, dass der vegane Hype bis vor zwei Jahren andauerte, seither aber auf diesem Niveau stagniert.

Bei knapp drei Viertel der Gastronomiebetriebe hat die Nachfrage nach vegetarischen bzw. veganen Gerichten zugenommen. Der überwiegende Teil (79 Prozent) der befragten Betriebe gab an, derzeit Sojaprodukte in der Küche zu verwenden.

Dass am Markt Bewegung ist, zeigen auch die Sojaanbauflächen in Österreich. Zwischen 2004 und 2019 haben sich diese in Österreich fast vervierfacht. Waren es 2004 noch rund 18.000 Hektar, sind es heute mehr als 69.000 Hektar. Der Bioanteil macht mehr als ein Drittel aus, das ist der höchste Wert in Europa. Die Jahresproduktion liegt derzeit bei mehr als 200.000 Tonnen, etwa die Hälfte davon geht an die Lebensmittelindustrie. Der Rest wird für Futtermittel verwendet.

Da der Bedarf für die Tierfütterung nicht aus eigener Produktion gedeckt werden kann, importiert Österreich auch große Mengen Soja. 2018 wurden fast 500.000 Tonnen Sojabohnen und Sojaschrot eingeführt. Laut Greenpeace sind mindestens 350.000 Tonnen davon gentechnisch verändert. In Südamerika werden für Soja-Plantagen große Flächen an Regenwald gerodet. Die Bohne ist ihr schlechtes Image daher noch nicht losgeworden. In der EU ist der Anbau von gentechnisch veränderten Sojabohnen aber verboten.