Sommertourismus nun etwas in Schwung gekommen

Viele ziehen sich in die Berge zurück
Im Corona-Sommer 2020 stützen die heimischen Urlauber den Tourismus stärker als gedacht.

Nach einer vernichtenden Vorsaison ist laut Wirtschaftskammer zumindest die Ferienhotellerie seit dem Juli ganz gut gebucht. Aus dem Ausland kommen spürbar weniger Gäste. "Das wird großteils, zu 80 Prozent, aufgefangen durch Österreicher", sagte Branchensprecher Robert Seeber im Gespräch mit der APA. In der Ferienhotellerie hätten derzeit etwa 85 Prozent der Betriebe offen, berichtete der neue Obmann der WKÖ-Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. Es sei zwar jetzt "eine Ausnahmesituation, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hat", doch die Stimmung unter den Unternehmern sei insgesamt "nicht so schlecht". Die genauen Nächtigungszahlen der Statistik Austria für den Juli liegen noch nicht vor.

Im Mai hatten die Beherbergungsbetriebe infolge des behördlich verfügten Lockdowns und der Grenzschließungen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie einen Nächtigungsrückgang von rund 90 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat erlitten. Im Juni betrug das Minus immer noch fast 60 Prozent. Ab Juli sei eine gewisse Normalisierung eingetreten, hieß es nun aus der Wirtschaftskammer. Die Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen durften erst ab dem Pfingstwochenende (29. Mai) wieder aufsperren. "Die Situation ist durchwachsen - den einen geht's sehr gut, den anderen mittel und wieder anderen schlecht", so der Branchenobmann.

Die Stadthotellerie lahmt jedenfalls nach wie vor - mangels Flugverbindungen fehlen hier die Buchungen der Amerikaner, der Asiaten und der Briten. In Wien lebte das Segment in der Vergangenheit zu 80 Prozent von ausländischen Urlaubern. Zum Start der Hochsaison war in vielen Städten rund die Hälfte der Hotels geschlossen, hatte der Hotelberater MRP hotels erhoben. Als weitere "Problemfelder" strich Seeber die Nachtgastronomie, den Kongresstourismus und den gesamten Veranstalterbereich hervor. "Ich sehe da auch in nächster Zeit keine Erholung, dass das leichter wird."

Von der Bundesregierung werde es noch Unterstützungsmaßnahmen geben müssen, je länger die Krise dauere. "Und sie wird noch länger dauern", erwartet Seeber. Fixkostenzuschuss, Stundungen, Mehrwertsteuersenkung und Kurzarbeit - die Politik hat in den vergangenen Monaten bereits an vielen Schrauben gedreht, um die harten Folgen des Lockdowns für die Unternehmen etwas abzufedern. "Bei allen wird es nicht gelingen, ausreichend zu helfen - vor allem bei jenen, denen es vorher schon schlecht gegangen ist", sagte der Branchensprecher.

Die Wirtschaftskammer wünscht sich nun, dass der von 10 auf 5 Prozent reduzierte Steuersatz auf Logis, Speisen und Getränke nicht wie derzeit geregelt am 31. Dezember ausläuft, sondern um drei Monate verlängert wird. "Das ist echt was, das was bringt", erklärte der Gastronom, dem in Linz mehrere Betriebe mit insgesamt über 100 Mitarbeitern gehören.

Vorfälle wie jüngst die Häufung von Coronavirus-Infektionen in St. Wolfgang am Wolfgangsee halten die Branche in Atem. Der WKÖ-Obmann appelliert an die Betriebe mehr Corona-Tests durchzuführen. "Seit Juli gibt es diese freiwilligen, flächendeckenden, kostenlosen Testungen - dass es dieses Programm gibt, befürworte ich sehr", bekräftigte Seeber. "Je mehr getestet wird, umso besser. Es darf zu keinem weiteren Lockdown kommen, das wird die Wirtschaft nicht verkraften." Derzeit erfolgt das Testen aber nur zögerlich, denn die Hoteliers haben Angst, die gesamte Küchenmannschaft in Quarantäne schicken zu müssen, sobald ein K1-Fall festgestellt wird. K1 steht hier für Kontaktpersonen der Kategorie I mit engem Kontakt (hohes Infektionsrisiko).

Wie es für die Tourismus- und Gastrobranche insgesamt weitergeht, bleibt ungewiss. "Es ist eine psychisch extrem herausfordernde Zeit", betonte Seeber. "Es wird auch den einen oder anderen geben, der das nicht überleben wird." Die Unternehmer seien verunsichert, sie könnten jetzt nicht planen und steuern. "Momentan sind wir im Blindflug unterwegs und ein bisschen auf Sicht - wir sind jetzt Passagiere, nicht mehr Kapitäne", beschrieb der Branchensprecher die derzeitige Lage. "In Wahrheit werden wir uns so dahinwurschteln müssen, bis es eine Impfung oder ein Medikament gibt."

Kommentare