APA - Austria Presse Agentur

Sorge wegen möglichen Putschversuchs in Mali

In Mali wächst die Sorge vor einem Militärputsch, nachdem am Dienstag auf einem Armeestützpunkt nahe der Hauptstadt Bamako Schüsse gefallen sind. Auf dem Stützpunkt in der Stadt Kati, etwa 15 Kilometer von Bamako entfernt, hätten Soldaten Schüsse in die Luft abgefeuert, sagten Augenzeugen und ein Vertreter der Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP. Ein Offizier sprach von einer "Rebellion".

Viele Soldaten seien unzufrieden mit der politischen Krise im Land, sagte der auf dem Stützpunkt stationierte Offizier. "Wir wollen einen Wechsel". Nach Angaben eines Arztes aus Kati waren viele Soldaten an dem Vorfall beteiligt. "Es waren viele und sie waren sehr nervös", sagte er. Ein westlicher Diplomat in Bamako sagte, es handle sich um einen "Versuch eines Aufstands".

Das malische Verteidigungsministerium dementierte hingegen, dass ein "Aufstand" im Gange sei. Die Regierung beobachte den Vorfall aber genau. Die französische und die australische Botschaft riefen ihre Staatsbürger dazu auf, sicherheitshalber nicht mehr das Haus zu verlassen. Auch das deutsche Außenministerium warnte am Dienstag vor einer Meuterei in Mali. Das österreichische Bundesheer ist in Mali an einer UNO-Mission sowie an einer EU-Ausbildungsmission beteiligt.

Angesichts der angespannten Lage im Gebiet um die malische Hauptstadt Bamako bleiben die österreichischen Soldaten vorerst in ihren Stützpunkten. Das teilte ein Sprecher des Bundesheeres der APA am Dienstagabend auf Anfrage mit. Insgesamt seien derzeit 15 österreichische Soldaten in dem westafrikanischen Land im Einsatz. Alle Soldaten seien in das Hauptquartier in Bamako zurückbeordert worden und in Sicherheit, so der Sprecher weiter. Bis die Lage geklärt sei, sollen die Bundesheer-Soldaten auch dort bleiben.

2012 hatte der Stützpunkt in Kati eine Schlüsselrolle bei einem Machtwechsel im Land. Dort begann damals ein Militärputsch, in dessen Folge Präsident Ibrahim Boubacar Keita an die Spitze der politischen Führung kam.

Derzeit steht Keita jedoch massiv unter Druck, weil es ihm nicht gelingt, einen seit 2012 andauernden jihadistischen Aufstand im Norden des Landes unter Kontrolle zu bringen. Der Aufstand der Extremisten hat sich inzwischen auch ins Zentrum des Landes ausgedehnt. Tausende Soldaten und Zivilisten wurden bereits getötet, Hunderttausende Menschen sind geflohen.

Verschleppte politische Reformen, eine schwächelnde Wirtschaft und Korruptionsvorwürfe haben die Stimmung gegenüber Keita weiter verschlechtert. Die Oppositionsbewegung M5-RFP fordert den Rücktritt des 75-jährigen Präsidenten und organisiert immer wieder Massenproteste gegen ihn.

Erst am Montag kündigte die Bewegung an, täglich neue Demonstrationen zu organisieren. Am Freitag soll eine Massenkundgebung gegen den Präsidenten stattfinden. Die Bewegung hatte in der Vergangenheit Kompromissvorschläge zur Entschärfung der politischen Krise abgelehnt. Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas), die in dem Konflikt vermittelt, unterstützt die Bildung einer Einheitsregierung in dem westafrikanischen Land.