Sorge wegen Terror-Kämpfern im Konflikt um Berg-Karabach

Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die Region
Im blutigen Konflikt um die Region Berg-Karabach wächst international die Sorge vor einem Flächenbrand im Südkaukasus mit Beteiligung islamistischer Terroristen aus Syrien und Libyen. Auf die Gefahr hätten der französische Präsident Emmanuel Macron und er hingewiesen, teilte der armenische Regierungschef Nikol Paschinian nach einem Telefonat der beiden Politiker mit. US-Außenminister Mike Pompeo rief unterdessen zur Nichteinmischung in den Konflikt auf.

Paschinian hatte der Türkei vorgeworfen, Tausende Söldner aus den Kriegsgebieten in Syrien und Libyen in den Südkaukasus verlagert zu haben. Auch Russland teilte mit, plausible Hinweise zu haben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich nach Angaben aus Moskau in einem Telefonat mit seinem iranischen Kollegen Mohammed Javad Zarif besorgt über diese Entwicklung. Der Iran ist Nachbar von Armenien und Aserbaidschan und hatte eine Vermittlung in dem Konflikt angeboten. Russland hat die Konfliktparteien zu einem sofortigen Abzug der Kämpfer illegaler Terrorgruppieren aus dem Nahen Osten aufgefordert. Sollte sich ein Einsatz dieser Kämpfer bewahrheiten, dann hätte der jahrzehntealte Konflikt eine neue Dimension. Harte Beweise für den Einsatz von Söldnern gab es nicht.

Offizielles Gremium für die Vermittlung zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ist die so bezeichnete Minsker Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Die Gruppe forderte ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen sowie eine Rückkehr an den Verhandlungstisch.

Zuvor hatten US-Präsident Donald Trump, Macron und der russische Präsident Wladimir Putin in einer gemeinsamen Erklärung die Einhaltung der Waffenruhe und einen Dialog gefordert. Während sich Armenien offen zeigte für Verhandlungen, lehnte Aserbaidschan das ab.

Mit Unterstützung der Türkei betonte Aserbaidschan mehrfach, Armenien das Gebiet entreißen zu wollen. Das gas- und ölreiche Land hat in den vergangenen Jahren deutlich aufgerüstet und ist dem völlig verarmten Armenien militärisch überlegen. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hatte damit gedroht, sich das Gebiet militärisch notfalls zurückzuholen. Er kritisierte, dass die jahrelangen Verhandlungen für sein Land keine Fortschritte gebracht hätten.

Armenien beklagt seit rund einer Woche heftigen Artilleriebeschuss aus Aserbaidschan und mehr als 200 Tote in den eigenen Reihen und in Berg-Karabach. Auch die Hauptstadt Stepanakert in Berg-Karabach sei am Freitag stark mit Raketen beschossen worden. Dabei seien Häuser und Infrastruktur zerstört worden. Ein Mensch sei gestorben, elf weitere Bewohner seien verletzt worden, teilten die Behörden mit.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres bedauerte, dass die Kampfhandlungen auch nach dem Appell Frankreichs, der USA und Russlands weitergingen. Er forderte die Konfliktparteien auf, umgehend alle Feindseligkeiten zu beenden, damit sich das menschliche Leiden in der Region nicht noch weiter verschlimmere. Zu lösen sei der Konflikt nicht militärisch, sondern nur auf dem Weg des Dialogs.

Nach Berichten über die Beteiligung pro-türkischer syrischer Kämpfer an den militärischen Auseinandersetzungen in der Kaukasusregion Berg-Karabach rief Pompeo zur Nichteinmischung auf. Er hoffe, dass sich die Berichte als falsch erwiesen, sagte Pompeo auf dem Rückflug aus Kroatien nach einer Europareise. In der Vergangenheit seien bereits syrische Kämpfer nach Libyen gebracht worden und hätten dort "mehr Instabilität, mehr Turbulenzen, mehr Konflikt, mehr Kämpfe, weniger Frieden" gebracht. Eine ausländische Einmischung in den Konflikt um Berg-Karabach drohe die Chancen auf einen Frieden noch zu verringern, es drohten weitere Verluste von Menschenleben, sagte der US-Außenminister.

Zuvor hatte Macron der Türkei unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse vorgeworfen, jihadistische Kämpfer aus Syrien nach Berg-Karabach zu schicken. Aserbaidschan und die Türkei bestritten dies.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei Gefechten in der umstrittenen Kaukasusregion mindestens 28 pro-türkische Kämpfer aus Syrien getötet. Sie gehörten zu insgesamt rund 850 Kämpfern, die Ankara zur Unterstützung der aserbaidschanischen Truppen in die Region entsandt habe, erklärte die Beobachtungsstelle.

Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kämpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. Berg-Karabach wird von Armenien kontrolliert, gehört aber völkerrechtlich zum islamisch geprägten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle über das Gebiet. Es wird heute von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brüchige Waffenruhe. Die Türkei steht in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans, während Armenien Russland als Schutzmacht sieht.

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