Spanien schlägt Nadia Calvino als Eurogruppen-Chefin vor

Nadia Calvino könnte für eine Premiere sorgen
Spanien wird Wirtschaftsministerin Nadia Calvino formell als Kandidatin für den Vorsitz der Eurogruppe vorschlagen. Es wäre für die spanische Regierung eine Ehre, wenn Calvino die Euro-Finanzministergruppe leiten würde, schrieb Ministerpräsident Pedro Sanchez am Donnerstag in Madrid auf Twitter. "Zum ersten Mal würden Spanien und eine Frau diese Institution führen." Calvino gilt als Favoritin.

Es wurde aber erwartet, dass auch der irische Finanzminister Paschal Donohoe seinen Hut in den Ring wirft. Der oder die Vorsitzende der Eurogruppe organisiert die monatlichen Beratungen der Finanzminister der 19 Euroländer und lotet Kompromisse aus. Umstritten in Eurogruppe und EU sind derzeit die Details zum Wiederaufbaufonds als Antwort auf die Coronavirus-Pandemie, von der Spanien neben Italien besonders betroffen ist.

Der Sozialdemokratin Calvino werden gute Chancen eingeräumt. Die 51-jährige Ökonomin und frühere Generaldirektorin für den Gemeinschaftsetat der EU-Kommission ist seit Mitte 2018 Wirtschaftsministerin und vertritt ihr Land in der Eurogruppe. Mehrere deutsche Regierungsvertreter haben die Spanierin als eine starke Kandidatin bezeichnet, mit der Deutschland gut leben könnte. In Brüssel hieß es, Calvino gehöre zu den Favoriten und sei sehr kompetent. "Sie ist eine gute Kandidatin, sie ist erfinderisch und weiß sehr gut, wie man ein Abkommen erzielt", sagte ein hochrangiger Beamter der Eurozone. Bis Ende des Tages können noch Bewerber nominiert werden.

Aus Regierungskreisen in Dublin verlautete, dass im Laufe des Donnerstags die Kandidatur von Finanzminister Donohoe erklärt wird. Damit dürfte auch klar sein, dass der 45-Jährige am Samstag im Amt des Finanzministers bestätigt wird. Am Freitag wollen Donohoes Mitte-Rechts-Partei Fine Gael und zwei weitere Parteien über ihre vergangene Woche erzielte Einigung auf eine Koalition abstimmen. Möglicherweise kandidiert auch der Finanzminister von Luxemburg, der Sozialdemokrat Pierre Gramegna, für den Vorsitz der Eurogruppe.

Deren bisheriger Chef, der Portugiese Mario Centeno, will sich zurückziehen. Er hat seinen Rücktritt als Finanzminister angekündigt und strebt damit auch keine weitere Amtszeit als Eurogruppen-Chef an. Die Entscheidung über den oder die neue Vorsitzende soll am 9. Juli fallen, vier Tage vor dem Ende von Centenos Amtszeit. Wer den Posten übernehmen will, muss mindestens zehn Stimmen der 19 Länder bekommen. Jedes Land hat eine Stimme. Der Vorsitz der Eurogruppe wird für zweieinhalb Jahre vergeben.

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