Spezielle Deutschförderklassen bei Familiennachzug geplant

Für Kinder aus dem Familiennachzug könnte es bald Spezialklassen geben
Das Bildungsministerium will als Reaktion auf die zuletzt hohen Zahlen beim Familiennachzug Spezialklassen ermöglichen.

Im Zuge der Familienzusammenführungen sind nämlich auch schulpflichtige Kinder nach Österreich gekommen, denen die Voraussetzungen für den Schulbesuch - etwa feinmotorische Fähigkeiten - fehlten. Geplant ist eine spezielle inhaltliche Ausrichtung solcher Deutschförderklassen, dafür wird seit April an rechtlichen Änderungen des Lehrplans gearbeitet.

Besseres Erlernen der Sprache

Derzeit werden in Absprache mit der Bildungsdirektion Wien - die meisten Familienzusammenführungen finden hier statt - und unter Einbeziehung von Expertinnen und Experten "Überlegungen angestellt, wie den besonderen pädagogischen Herausforderungen begegnet werden kann", so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in der aktuellen Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ. Bei diesen Kindern und Jugendlichen gehe es zunächst darum, üblicherweise im Kindergarten entwickelte Vorläuferfähigkeiten zu erlernen, damit sie dann tatsächlich in den Regelunterricht integriert werden können.

Derzeit kommen Kinder, die die Unterrichtssprache nicht gut genug beherrschen und deshalb als außerordentliche Schüler eingestuft werden, maximal zwei Jahre lang bis zu 20 Stunden pro Woche in eigene Deutschförderklassen. Nur Fächer wie Werken, Musik oder Turnen verbringen sie mit ihrer Stammklasse.

In Wien wurden infolge des starken Familiennachzugs bereits mit März sogenannte "Orientierungsklassen" eingeführt, in denen Kinder, die noch nicht schulreif sind und das europäische Schulsystem nicht kennen, bis zu zwei Monate lang auf den Regelunterricht vorbereitet werden. An den Pflichtschulen der Hauptstadt wurden zwischen Jänner 2023 und Februar 2024 im Zuge der Familienzusammenführung über 4.000 Kinder und Jugendliche im Pflichtschulalter aufgenommen, auch danach kamen jeden Monat rund 300 dazu. Zuletzt sind die Zahlen zurückgegangen. Größte Gruppe sind laut Stadtrat-Büro Kinder aus Syrien mit arabischer Muttersprache, von denen ein bedeutender Teil jahrelang keine Schule besucht und eine Zeit ihres Lebens in Flüchtlingslagern verbracht habe. Der Anteil von nicht alphabetisierten Kindern sei hoch.

Für den Unterricht der über den Familiennachzug hinzukommenden Kinder wird es vom Bildungsministerium auch wieder mehr Personal geben. Neben den zusätzlichen Lehrerinnen und Lehrern durch die gestiegene Schülerzahl - pro 14,5 Kinder an Volksschulen bzw. pro 10 Kinder an Mittelschulen gibt es eine zusätzliche Lehrkraft - wird es im kommenden Schuljahr auch wieder ein Planstellen-Sonderkontingent geben. Vorbild ist das Modell der Förderstundenpakete, das die Schulen nach Beginn des Ukraine-Kriegs bekommen haben, so Polaschek in einer Anfragebeantwortung an die FPÖ. Für Fördermaßnahmen wegen des Familiennachzugs und für vertriebene Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind im Schuljahr 2024/25 zusätzliche 391 Planstellen vorgesehen.

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