APA - Austria Presse Agentur

St. Florianer Sängerknaben feiern 950-Jahr Jubiläum

Das Stift St. Florian und somit auch die St. Florianer Sängerknaben feiern 2021 ihr 950-jähriges Bestehen. Ein Höhepunkt soll das große Festkonzert im Juni mit Franz Welser-Möst im Marmorsaal des Stifts werden. Zurzeit kämpft freilich auch die oberösterreichische Chorinstitution mit den Einschränkungen der Coronapandemie. Chorleiter Markus Stumpner gab der APA Einblick in die ungewöhnliche Zeit, so hieß es für die Knaben 2020 etwa "Waldviertel statt Afrika".

Der Konzertbetrieb kam heuer zum Erliegen, im Frühjahr hätten viele Veranstalter Ersatztermine im Herbst gefunden, aber das geht zu Weihnachten schlecht, "somit haben wir viele Auftritte auf nächstes Jahr verschoben". Das seien große Herausforderungen, "weil die Stimme eines Sängerknaben ein Ablaufdatum hat. Nur vier Jahre, da ist ein ganzes Jahr ohne Konzerte sehr viel". Die alljährliche große Konzertreise - 2020 geplant nach Afrika - war nicht möglich und so "haben wir mit den Kindern eine Waldvierteltournee nach Schrems gemacht, auch weil mein Vorgänger Franz Farnberger von dort kommt". "Es war etwas anderes als Afrika, aber auch sehr schön", sagt Stumpner, der den Chor seit Herbst 2018 leitet und als Schüler selbst dort sang.

Finanziell trifft der Ausfall die Florianer - im Gegensatz zu anderen Chören - nicht so sehr. Natürlich sei es ein finanzieller Schaden, aber "wir sind ein Verein, der durch Sponsoren getragen wird, mit Verträgen, die über mehrere Jahre laufen". Dafür liegt Stumpner etwas anderes im Magen: die Suche nach Nachwuchs. Diese gestalte sich heuer durch die Lockdowns sehr schwierig. Es gab im Herbst nur acht Anfänger statt wie üblich elf bis 14. Schulbesuche wie sonst, um talentierte Buben zu finden, waren nicht möglich, "weil Singen und externe Personen nicht erlaubt sind", erklärte er. "Es ist bei uns immer möglich, dass man sich einen individuellen Termin zum Vorsingen und Kennenlernen ausmacht", wirbt der 29-Jährige. Ideal sei der Einstieg in der letzten Volksschulklasse, es gebe aber auch Früh- und Quereinsteiger.

"Ein bissl eine Ausnahme" habe es vom Distance-Learning wohl gegeben, wegen unaufschiebbarer beruflicher Anforderungen. "In Zeiten, wo die Ampel auf orange war, haben wir in kleinen Gruppen geprobt, Abstand gehalten, sind in größere Räume des Stifts ausgewichen und haben regelmäßig gelüftet." Ansteckungen habe es nicht gegeben. "Da muss ich auf Holz klopfen, kein einziger Fall bei den Sängerknaben", so Stumpner. Vor Proben mit Instrumentalisten und etwa dem Florianer Männerchor aus ehemaligen Sängerknaben wurden auch die Kinder getestet.

Im Frühjahr "waren wir etwas vor den Kopf gestoßen mit der ganzen Situation, und ich habe mich etwas zurückgenommen, weil die Kinder mit Homeschooling ausgelastet waren". Außerdem sei Singen über das Internet eher schwierig, die Tonqualität oft nicht ausreichend. Übungsvideos und im Herbst Stimmbildung über den Bildschirm wurden sehr gut angenommen.

Nach Weihnachten fehlen wieder eineinhalb Wochen Proben und das Jubiläumsjahr - in dem Stumper selbst seinen 30er feiert - beginnt. Den 950 Jahren Sängerknaben will Stumpner gerecht werden. Doch es gibt diese Einschränkungen "und man muss trotzdem eine große Messe mit den Kindern einstudieren", sprach der sympathische Musiker die geplanten Auftritte an. "Da ist der Druck mehr auf meinen Schultern", will der junge Chorleiter "seinen" Kindern das Spielerische unbedingt erhalten.

"Je mehr Kind unsere Knaben sein können, desto besser und freier können sie sich auf der Bühne entfalten." Die Atmosphäre bei Konzerten sei eine ganz andere als bei Chören, in denen den jungen Sängern Fehler vorgehalten werden. "So hab ich es von meinem Vorgänger mitbekommen und so werde ich es an die Kinder weitergeben", spricht Stumpner aus eigener Erfahrung. "Mir ist trotz Pandemie der Spaß noch nicht vergangen und ich bin einfach eng mit den Sängerknaben verbunden" - sogar mit tätowiertem Abzeichen am Knöchel. "Man muss mit dem leben, wie es ist", meint er lakonisch zur schwierigen Situation, "ich hoffe nur, dass die Kultur an sich nicht aufs Abstellgleis gestellt wird, da geht es um die ganze Kulturlandschaft in Österreich", mahnte er. Denn davon würde das Land auch leben.

Stumpner hofft, "dass es ab Frühjahr wieder halbwegs normal funktionieren wird. Gehen wir vom Besten aus". Für März und April sind zwei Konzerte im Brucknerhaus geplant, im Mai das Sommerkonzert und im Juni der große Festakt. Weiter ginge es im August mit einer Konzertreise nach China und dem Nachholen der Afrikatournee - "mit vielen Fragezeichen". Der Chorleiter streut dem "super Team" der Sängerknaben Rosen - "Meine Aufgabe ist es, dass ich diese Motivation an die Kinder weitergebe und wenn jetzt einmal zwei Monate nichts ist, dass wir dann durchstarten, als wenn nichts gewesen wäre". Dass das gelingt, glaubt man dem engagierten und fest mit den Sängerknaben verwobenen Musik-Aficionado aufs Wort.

(Das Gespräch führte Ulrike Innthaler/APA)

(S E R V I C E - Mehr Informationen und Konzertprogramm unter www.florianer.at)