APA - Austria Presse Agentur

Staatsopern-Chef Meyer: "Lust an der Musik überwiegt Angst"

Am Montag startet auch die Wiener Staatsoper ihr angesichts der Corona-Lockerungen aufgestelltes Ersatzprogramm für den Juni. "Die Lust an der Musik überwiegt die Angst", zeigte sich Direktor Dominique Meyer vor Journalisten beeindruckt davon, dass alle 14 Konzerte binnen 30 Minuten ausverkauft waren. Dabei war es vermutlich so schwer wie nie, an Staatsopernkarten zu kommen.

Schließlich werden pro Abend coronabedingt nur je 100 Besucher zugelassen. Für alle anderen, die leer ausgegangen sind, werden die Abende als kostenloser Livestream auf www.staatsoperlive.com übertragen. "Es ist besser als nichts", so Meyer, auch wenn ein Zyklus aus Liederabenden und Arienzusammenstellungen des Ensembles keine Aufführung ersetze. Da man angesichts der erzwungenen Sperre jedoch alle geplanten Renovierungsarbeiten vorgezogen habe, bliebe nur der Platz vor dem Eisernen Vorhang anstelle der Bühne.

Neben Solostars wie Günther Groissböck, der am Montag (8. Juni) den Auftakt markiert, oder Kollegen wie Camilla Nylund und Juan Diego Florez sind auch Abende des Ensembles angesetzt, die sich den verschiedenen Schulen widmen. "Es ist eine Möglichkeit, dass man noch einmal alle Ensemblemitglieder sieht", verwies Meyer auf den Umstand, dass auch einige dieser Sänger mit dem Ende seiner Direktion aus der Staatsoper scheiden werden.

Den krönenden Abschluss soll dann ein Galakonzert mit Orchester und Sängern bilden, die Meyer in seiner Amtszeit ins Ensemble geholt hatte, darunter heutige Größen wie Daniela Fally, Stephanie Houtzeel oder Benjamin Bruns. Am Ende wird die Finalfuge aus dem "Falstaff" Dominique Meyers Zeit in Wien beenden. Er hoffe, beim Gesundheitsministerium noch durchzusetzen, dass man am 27. Juni doch mehr als die 100 zugelassenen Besucher in die Staatsoper einladen könne: "Wenn man drei Tage später schon 250 Personen begrüßen darf, könnte man dem Wiener Publikum doch ein kleines Geschenk machen."

Er selbst könne, bevor er sich dann endgültig nach Mailand zur Scala verabschiede, seinem Nachfolger Bogdan Roscic jedenfalls trotz Coronakrise ein bestelltes Haus übergeben. Ob am Ende ein Minus in der Bilanz stehen werde, könne er noch nicht sagen: "Aber wir haben kein Feuer am Dach." Und ganz von der Donau werde er sich auch nicht verabschieden - habe er doch einen Lehrauftrag an der Universität übernommen: "Ich werde Wien also nicht vollends verlassen."