APA - Austria Presse Agentur

Staatsopernsänger Lovell holt Sieg beim Belvedere-Bewerb

Der junge kanadische Tenor Joshua Lovell, Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, ist der Gewinner des Belvedere-Wettbewerbs 2021.

Der 30-Jährige triumphierte Sonntagabend bei der 39. Ausgabe des Gesangswettbewerbs, der heuer im deutschen Erfurt stattfand. Der junge Tenor konnte sowohl den mit 7.000 Euro dotierten Hauptpreis als auch denjenigen der Medienjury für sich reklamieren. Lovell setzte sich mit der Rossini-Arie "Languir per una bella" gegen neun Konkurrenten durch.

Hohe Beweglichkeit der Stimme, sichere Höhe und charismatische Bühnenpräsenz sicherten dem seit der Saison 2019/20 in Wien engagierten Kanadier im Finale den Sieg. In Wien ist der frischgebackene Belvedere-Sieger dann im September an der Staatsoper wieder zu erleben, wenn er im "Falstaff" den Fenton und im "Verratenen Meer" den Noboru singt.

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VertreterInnen aus aller Welt

Auf Platz 2 landete indes die jüngste Teilnehmerin der Finalrunde im Theater der thüringischen Landeshauptstadt, die 23-jährige US-Amerikanerin Elen Villalón, die mit der "Rigoletto"-Arie "Caro nome" nicht nur auf Platz 2 im Bewerb kam, sondern unter anderem auch den Publikumspreis und zwei Engagements erhielt. Schließlich winken den Belvedere-KandidatInnen neben den offiziellen Auszeichnungen auch Rollen an renommierten Häusern, setzt sich die Opernjury doch aus VertreterInnen von Klassikinstitutionen wie der Semperoper, der Deutschen Oper Berlin oder der Metropolitan Opera zusammen.

Zu den Preisen für Villalón gehört auch der CS Rising Star 2021 des Carinthischen Sommers. Schließlich ist CS-Intendant Holger Bleck mit Gründer-Witwe Isabella Gabor einer der beiden Organisatoren des Belvedere-Wettbewerbs für Nachwuchssänger, der 1982 in Wien gegründet wurde und vor neun Jahren wegen Querelen um die Finanzierung den Gang in die Welt antrat.

Einen Dämpfer gab es dann wie für viele Kulturinstitutionen im Vorjahr, als man die eigentlich in Lettland vorgesehenen Endrunden des Bewerbs wegen der Covid-Beschränkungen absagen musste. Und auch heuer warf Corona seinen Schatten auf eines der wichtigsten Foren für junge Sängerinnen und Sänger. Alle diejenigen, die sich bereits 2020 qualifiziert hatten, durften in den Endrunden von Erfurt wieder teilnehmen.

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So kam man, beide Jahre zusammengenommen, auf 1.246 Nachwuchssängerinnen und -sänger, die bei 52 Qualifikationsrunden in aller Welt teilnahmen. Von den 146, die sich schließlich für die Endrunden in Erfurt qualifiziert hatten, konnten dann aber ob der nach wie vor geltenden Reisebeschränkungen nur 97 nach Deutschland anreisen. Auch die Jury aus Vertretern der verschiedenen Opernhäuser war heuer dünner besetzt, konnte doch etwa niemand aus Großbritannien oder Russland kommen.

Und dennoch sieht Bleck im APA-Gespräch keine Möglichkeit, einen Gesangswettbewerb wie den Belvedere ins Internet zu verlegen. "Da geht es auch um Chancengleichheit. Ich sehe keinen Sinn darin, den Bewerb zu teilen in jene, die live vorsingen können, und die anderen, die via Zoom teilnehmen. Oper ist eine emotionale Kunst – und Emotion kommt über Videoschaltung nicht rüber."

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Insofern sehe er sich voll bestätigt in der Entscheidung, eine Liveausrichtung des Bewerbs zu riskieren: "Man muss einfach auch ein bisschen Mut und Glück haben." In diesem Zusammenhang kritisiert Bleck das Vorgehen vieler Kollegen, die (Musik-)Theaterhäuser auch in der postcoronalen Zeit wie gewohnt im Sommer zu schließen. "Ich finde das brisant. Der Eindruck, der hier entsteht, ist nicht gut", unterstreicht Bleck: "Liebe Kulturschaffende, überlegt Euch, wie das ankommt, wenn wir ein Jahr geschlossen haben, Steuergelder bekommen, und - wenn wir dann wieder öffnen dürften - trotzdem schließen."

Natürlich sei ein Festival wie der Carinthische Sommer oder ein Bewerb wie der Belvedere anders gestrickt als ein fixes Haus. Und dennoch: "Ich kenne die Diskussionen um Betriebsräte und Gewerkschaften. Aber ich würde solch einen Kampf ausfechten. Da ist wesentlich mehr Flexibilität von allen gefordert. Das Vorgehen ist für mich nicht nachvollziehbar."