APA - Austria Presse Agentur

Stärkerer Andrang und Ungleichheiten bei AHS-Zugang

Der Wechselwunsch sowie die Übertrittsraten von Volksschulen an die AHS-Unterstufe sind seit 2006 gestiegen. Die sozialen Ungleichheiten beim Zugang zu den höheren Schulen bestehen aber im Wesentlichen weiter. Zu diesem Schluss kommt der neue Sammelband "Lesekompetenz der 10-Jährigen im Trend - Vertiefende Analysen zu PIRLS" des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie).

Die Bildungsforscher Michael Bruneforth, Iris Höller und Katrin Widauer analysierten darin vor allem Daten aus den PIRLS-Lesestudien 2006 und 2016, für die jeweils Schüler der vierten Klasse Volksschule getestet wurden. Dabei untersuchten sie, wie sich Faktoren, die die Schulwahl beeinflussen, im Zeitvergleich entwickelten.

Unter anderem stellten sie dabei fest, dass 2016 Schüler mit gleicher Leseleistung und gleicher Deutschnote wie 2006 häufiger in eine AHS übertraten als zehn Jahre davor. "Dies legt den Schluss nahe, dass zum einen die Beliebtheit der AHS angestiegen ist und gleichzeitig die Leistungs- und Notenschwellen gesunken sind." Weiteres Detail: Die Analysen zeigten auch, dass Kinder mit nur einem "Gut" im Zeugnis und hohen Leseleistungen öfter in eine AHS übertreten als Kinder mit der gleichen Note und niedriger Leseleistung. "Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Eltern, Kindern und Lehrer/innen eine Wahrnehmung des Leistungspotenzials der Kinder haben, die über die Noteninformation hinausgeht."

Seit 2006 ist außerdem das Bildungsniveau der Eltern von Volksschulkindern deutlich angestiegen: Anteilsmäßig deutlich mehr Eltern verfügen über einen akademischen Abschluss, deutlich weniger höchstens über einen Pflichtschulabschluss. Unverändert ist dagegen der Zusammenhang zwischen Bildung der Eltern und der Schulwahl: Bei gleicher Lesekompetenz liegen die AHS-Übertrittsquoten für Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss (59 Prozent) oder Matura als höchstem Abschluss (41 Prozent) deutlich höher als diejenigen von Eltern mit Lehrabschluss (22 Prozent).

Größere Ungleichheiten bei der Schulwahl gibt es auch in Bezug auf die Größe des Schulstandorts: Die Übertrittsquote an AHS war 2016 in Städten mit über 15.000 Einwohnern bei gleicher Lesekompetenz doppelt so hoch wie in kleinen Gemeinden (2006 war sie sogar dreimal so hoch).

Eine unterschiedliche Entwicklung gab es zwischen einheimischen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund. Insgesamt gaben 2016 39 Prozent der Kinder im Schülerfragebogen an, an eine AHS wechseln zu wollen (2006: 32 Prozent). Dieser Zuwachs ging allerdings "nahezu ausschließlich" auf die vermehrte Wahl der AHS durch Familien ohne Migrationshintergrund zurück. Die Übertrittsquote der Volksschüler mit Migrationshintergrund blieb dagegen unverändert.

Dies deckt sich auch mit der Verringerung des Stadt-Land-Gefälles: Die AHS-Quote in den größeren Städten (wo auch mehr Migranten leben, Anm.) dürfte sich einer "oberen Decke" annähern, während die zusätzlichen AHS-"Einsteiger" aus kleineren Städten bzw. vom Land kommen (wo weniger Migranten leben).