APA - Austria Presse Agentur

Start-Up-Branche könnten Jobmotor sein

Die im vergangenen Jahr ausgebrochene Coronakrise ist auch an der heimischen Start-up-Szene nicht spurlos vorübergegangen. Viele mussten 2020 Umsatzeinbußen hinnehmen und staatliche Hilfsmaßnahmen in Anspruch nehmen. Für die Zukunft ist die Branche aber trotz anhaltender Krise optimistisch. Politischer Hoffnungsträger sind die Jungunternehmen vor allem für die Schaffung neuer Jobs - rund 10.000 neue Stellen könnten in Start-ups in nächster Zeit entstehen.

Wie aus dem heute präsentierten Austrian Start-up-Monitor 2020, für den knapp 600 in Start-ups beschäftigte Personen befragt wurden, hervorgeht, planen mehr als drei Viertel (78,6 Prozent) der Unternehmen in den kommenden 12 Monaten einen Personalaufbau. Die Befragten wollen zusammen in diesem Zeitraum mehr als 2.000 neue Jobs schaffen, geht aus dem Bericht hervor. Auf die gesamte Start-up-Branche hochgerechnet ergebe sich damit ein Jobpotenzial von 10.000 neuen Stellen. Derzeit beschäftigen österreichische Start-Ups knapp 22.000 Menschen.

2020 haben rund 30 Prozent der befragten Start-ups neue Mitarbeiter eingestellt, während nur bei rund halb so vielen (16,2 Prozent) Mitarbeiter abgebaut wurden.

Auf der anderen Seite mussten 53,1 Prozent 2020 einen Umsatzrückgang wegstecken und 58 Prozent nahmen mindestens eine staatliche Hilfsleistung in Anspruch. Am häufigsten wurde die Kurzarbeit (29 Prozent) in Anspruch genommen, gefolgt von der Investitionsprämie (21 Prozent) und Steuerstundungen (19 Prozent).

Trotzdem sehen die Unternehmer insgesamt positiv in die Zukunft. Auf einer Skala von 0 (sehr pessimistisch) bis 10 (sehr optimistisch) landeten die Befragten auf einem Mittelwert von 8,3 bei der Frage, wie optimistisch sie sind, dass ihr Unternehmen die Krise überstehen wird. Die bisherigen Auswirkungen der Krise werden dagegen gemischt wahrgenommen. 39,3 Prozent sagten, die Coronakrise habe positive und negative Auswirkungen auf ihr Unternehmen gehabt, mehr als ein Drittel sah negative oder stark negative Auswirkungen und knapp ein Fünftel sah positive oder stark positive Auswirkungen auf die Firma.

Für die Politik sind vor allem die steigende Zahl der Jobs in der Start-up-Branche ein positives Zeichen. "Die Start-ups sind sehr gut durch die Krise gekommen und haben ihre Chancen genutzt", sagte Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck (ÖVP) am Dienstag bei der Präsentation des Austrian Start-up-Monitor 2020. Die steigenden Mitarbeiterzahlen bei den Firmen zeigten, dass Start-ups "auch Teil des Comeback für Österreich sind", so die Ministerin.

Insbesondere die "Green-Start-up"-Szene sei ein wichtiger Jobmotor und berge ein enormes Jobpotenzial, sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Klimaschutz sei eine große Chance für die heimischen Unternehmen, "hier kann und muss Österreich vorne dabei sein", so Gewessler. Im Austrian Start-up-Monitor 2020 waren bereits 63 Prozent der Unternehmen Green Start-ups, für die die Erreichung von ökologischen Zielen ein wichtiges oder sogar übergeordnetes Unternehmensziel darstellt.

Als Wünsche an die Politik nannten die befragten Start-ups vor allem Anreize für mehr Risikokapital sowie die Senkung der Lohnnebenkosten. Betont wurde die Wichtigkeit von guten Bedingungen für die Beschaffung von Venture Capital heute auch von Amelie Groß, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Zudem wäre der Ausbau der Rot-Weiß-Rot-Card aus ihrer Sicht wichtig, um auch aus dem Ausland gut ausgebildete Menschen für österreichische Start-ups rekrutieren zu können.

Im Hinblick auf die Risikokapitalbeschaffung sagte Schramböck, dass der Markt in Österreich diesbezüglich weiter angepasst werden müsse. Es sei sicher nicht ihr Ziel, dass Start-Ups nach den ersten Finanzierungsrunden ins Ausland gehen müssen, um weiter wachsen zu können, so die Ministerin. So solle Eigenkapital nicht so viel schlechter gestellt sein als Fremdkapital, wie es derzeit der Fall sei. Eine mögliche Maßnahme wäre die Einführung einer Eigenkapitalverzinsung. Weiters könnte das Konzept der Mitarbeiterbeteiligung weiter ausgebaut werden.

In Arbeit sei bereits die Einführung der neuen Gesellschaftsform "Austrian Limited", die eine möglichst unbürokratische Gründung ermöglichen soll. Auch der geplante Runway-Fonds zur Krisen-Unterstützung von Start-ups befinde sich in Vorbereitung. Erarbeitet werde derzeit auch eine Standortstrategie, die Schwerpunkte lägen unter anderem auf Life Science, Technologie und Energiewende, sagte Schramböck. Genaue Details gab die Ministerin dazu aber noch nicht preis.