Steinbäcker verneigt sich auf letzter Tournee vor Publikum

Das S von STS blickt mit Album "44" auf seine Karriere zurück
Das S von STS, Gert Steinbäcker, blickt mit dem am Freitag erscheinenden Album "44" auf seine Karriere zurück und zieht noch einmal mit Band durch die Lande. "Es gibt keine Abschiedstour, sondern eine letzte Tour", betonte der Steirer am Dienstag im Interview mit der APA in Wien. "Ich bin ein Verfechter des Sprichwortes 'Alles hat seine Zeit'. Ich trauere auch nicht. Jetzt machen wir noch eine Tournee und verneigen uns."

Es ist ja nicht so, dass er aufhöre, betonte Steinbäcker. "Ich mache nur keine Tourneen mehr. Ich werde heuer 70 und es reicht. Mir reicht diese ganze Action." Außerdem seien seine Mitmusiker auch schon 70. "Es wird logistisch immer mühsamer." Jedoch sei er nach dieser Tournee, die am 24. November in Spielberg startet, "bereit für alle Späße dieser Welt, wenn sie lustig sind".

"44" ist eine Art "Best Of"-Solo mit neuen Stücken, die Auswahl der alten Lieder sei keine leichte gewesen: "Darum habe ich diese Entscheidung auch abgegeben", sagte Steinbäcker." Aber da der Titel "für 44 Jahre Tonaufnahmen" steht, sollte seine erste Studioarbeit enthalten sein: "Matchless Woman" heißt der rare Song. "Ich hab' unter skurrilsten Umständen angefangen", blickte der Liedermacher zurück. "Ich wurde gefragt, ob ich einen Sängerwettbewerb gewinnen will, weil die niemanden gefunden haben, der sich den Sieg verdient hätte. Es gab nur saumäßige Einsendungen."

So entstand die erste Vinyl-Single - mit englischem Text - von Steinbäcker, allerdings unter einem etwas anderen Namen: "Der Direktor des Labels meinte, ich kann nicht Steinbäcker heißen, das sei zu gewöhnlich für eine internationale Karriere." So wurde ihm das Alias Stoney Becker verpasst. "Ich bin nach Hause nach Graz gefahren und hab nachgedacht, wie ich meinen Freunden erkläre, dass ich jetzt Stoney Becker heiße. Aber der Namen ist letztlich von selbst verschwunden, weil wir keine 30 Stück der Single verkauft haben."

Seine erste Banderfahrung machte Steinbäcker mit Thomas Spitzer, mit dem er dann auch in der EAV rockte. Darum "musste" auch ein Lieder aus der EAV-Karriere auf "44", konkret das Weihnachtslied "Roll Over Bethlehem". Denn die Weihnachtsshows 1979 mit der EAV in Hamburg sei die "böseste und tollste Zeit" gewesen, schilderte Steinbäcker. "Da hat alles gestimmt, da ging's rund. Und gelegentlich saß Otto Waalkes an der Kassa."

Die EAV verließ Steinbäcker danach. "Beide Bands sind explodiert, da musste ich mich entscheiden. Bei STS konnte ich mich als Autor besser verwirklichen, denn der Thomas ist ein sturer Hund." Apropos STS: Als musikalisches Highlight seiner Karriere bezeichnet der Sänger die STS-Chöre: "Es kommen heute noch Leute zu mir und sagen: 'Wir versuchen das nachzusingen, aber es geht nicht.' Pech!", lachte er.

Zwei Songs auf "44" ("Herbst auf der Insel", "Die Sunn über'n Meer") behandeln seine zweite Heimat Griechenland. Viele Texte sind dort entstanden. "Ich war dort gedanklich komplett frei - seinerzeit ohne Internet und Telefon. Es gab dort eine Mole mit spitzen Steinen. Wenn mir irgendeine Zeile nicht eingefallen ist, bin ich so lange über die Mole gegangen, bis mir etwas eingefallen ist." Denn ein Credo hat sich Steinbäcker ein Leben lang bewahrt: "Ich möchte keine einzige Zeile haben, die nichts sagt."

Auch die neue Nummer "A schönes G'fühl", eine Lebensreflexion als Abschluss auf "44", schrieb er in Griechenland: "Im Haus der Tochter meines Baumeisters, weil der hinter mir gebaut hat, was ich nicht ausgehalten hab", erzählte der 69-Jährige mit einem Schmunzeln. Der Text handelt davon, dass sich Steinbäcker im Rückblick in den Spiegel schauen kann, dass er in seiner Karriere Mut zu Selbstvertrauen, aber "sicher auch das nötige Glück" hatte, wie er betonte. "Es sitzen viele tolle Leute am falschen Ort zur falschen Zeit."

Steinbäcker wäre nicht Steinbäcker, wenn "44" nicht auch einen kritischen Beitrag enthalten würde. "Helden von heut'" rechnet mit der Politik in Österreich ab. Auslöser für das Lied war eine Karikatur von Gerhard Haderer. "Als ich diese sah, wusste ich den ganzen Song. So was habe ich noch nie erlebt", so Steinbäcker. "Ich rief also den Haderer an, um zu Fragen, ob ich den Titel verwenden kann. Er hat zugestimmt unter der Bedingung, dass ich an den Attersee komme und einen Abend lang die Biere zahle."

(Das Gespräch führte Wolfgang Hauptmann/APA)

(S E R V I C E - Die Tourdaten: 24.11. Spielberg, Kultur im Zentrum; 30.11. Wien, Stadthalle; 1.12. St. Pölten, VAZ; 2. und 4.12. Linz, Brucknerhaus; 5.12. Klagenfurt, Messehalle; 8.12. Graz, Stadthalle; 9.12. Wiener Neustadt, Arena Nova; 10.12. Villach, Congress Center; 15.12. Salzburg, Salzburgarena; 16.12. Innsbruck, Congress; 17.12. Bregenz, Werkstattbühne; https://gertsteinbaecker.at)

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