Steirische Unis wegen Teuerung mit Finanzierungslücke

Steirische Rektorinnen und Rektoren bitten um Finanzierungshilfen
Mit einem Hilferuf haben sich die Rektorinnen und Rektoren der steirischen Universitäten am Dienstag an die Öffentlichkeit gewandt: 100 bis 200 Mio. Euro fehlen bis zum Ende der laufenden Leistungsvereinbarung mit dem Bund Ende 2024. Einsparungen ohne langfristigen Schaden seien kaum möglich, hieß es bei einer Pressekonferenz in Graz. Als erstes würde es das Personal treffen: Rund 1.000 Stellen seien wohl bei der aktuellen Inflation von über neun Prozent betroffen.

Bereits vor einigen Monaten hatte sich die Universitätenkonferenz (uniko) mit einem ähnlichen Appell gemeldet. Österreichweit wurde dabei ein Fehlbedarf von rund einer halben Milliarde Euro geortet. Derzeit laufen dazu Verhandlungen zwischen Unis, Bildungs- und Finanzministerium.

Harald Kainz, Rektor der TU Graz, sprach zusammen mit Rektor Helmut Samonigg von der Medizinischen Uni Graz, Martha Mühlberger, Vizerektorin der Montanuniversität Leoben, und Georg Schulz, Rektor der Kunstuni Graz, von einer "Kostenexplosion". Peter Riedler, geschäftsführender Rektor der Universität Graz, ließ sich wegen Krankheit entschuldigen. Die Finanzierung der Universitäten wird alle drei Jahre in Form von Leistungsvereinbarungen und fixen Budgets zwischen Bund und Hochschulen abgeschlossen. Die aktuelle Periode läuft bis Ende 2024, doch die Planungen stammen noch aus der Zeit vor der massiven Inflation und Teuerung, schilderte Kainz.

Bei der letzten Überprüfung der laufenden Zahlen im Mai hatten bei einer Inflation von "nur" fünf Prozent bereits 105 Mio. Euro bis Ende 2024 gefehlt, um die Jahre ausgeglichen abzuschließen, rechnete Samonigg vor. Dabei fallen unter anderem rund zehn Mio. Euro zusätzlich für Gebäudemieten an, plus 53 Mio. Euro für den Personalaufwand, plus 18 Mio. Euro für Infrastruktur und plus 23 Mio. Euro an Energiekosten. Die neuen Zahlen mit einer Inflation von mehr als neun Prozent würden noch gar nicht vorliegen, könnten aber ein Minus von sogar 200 Mio. Euro bringen, so die Befürchtung der Rektoren.

Kainz forderte eine raschen Ausgleich der Finanzierungslücke seitens des Bundes, konkret seitens des Finanzministers. "Wir wissen, dass gerade alle an seine Tür klopfen, aber wir sind in einer besonderen Situation", so Kainz weiter. Im Herbst muss das Budget für 2023 den Uniräten vorgelegt werden, Maßnahmen im Herbst seien daher zu spät. Es müsse kurzfristige Zusagen geben.

Bleiben rasche Lösungen aus, könnten schon im kommenden Jahr ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden - auch Kündigungen müssten wohl folgen. Samonigg zeichnete die weiteren Folgen auf: "Das bringt einen Knick und wir fürchten eine Abwärtsspirale, der Rückschritt wäre nicht aufholbar und bringe einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit." Gute Leute, die man in den vergangenen Jahren mit zusätzlichen Mitteln, die endlich an die Budgets anderer europäischer Hochschulen herangeführt hätten, könnte man wieder verlieren: "Wir haben Sorge, dass diese ins Ausland abwandern." Top ausgebildete Techniker würden auch in der Industrie mit offenen Armen empfangen, so Mühlberger.

Unter der dann geringeren Anzahl an Lehrpersonen leide schließlich auch die ohnehin schon von Corona geplagte Studierendengeneration. Es könnte zu Studienverzögerungen kommen, bei Wahlfächern würde als erstes eingespart werden, teure Labore würden reduziert, gutes Material in Bibliotheken würde fehlen und man könnte weniger ausländische Gastforschende an die Unis holen, skizzierte Schulz vor und fasste zusammen: "Die Qualität der Lehre würde sinken." Einsparungen seien kaum möglich, da rund 72 Prozent des Budgets für Personal verwendet wird und dabei der Großteil für Lehrende und nicht für die Verwaltung aufgebracht werden muss.

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