APA - Austria Presse Agentur

Höhere Sterblichkeit bei Corona-Mutation noch nicht erwiesen

Britische Experten haben sich über die Aussagen von Premierminister Boris Johnson zu einer womöglich höheren Sterblichkeit bei der in Großbritannien nachgewiesenen Coronavirus-Variante verwundert gezeigt.

Derzeit liefen mehrere Untersuchungen. Es sei "nicht vollständig klar", dass die Mutante tödlicher sei, sagte die medizinische Direktorin der Gesundheitsbehörde Public Health England, Yvonne Doyle, dem Sender BBC Radio 4. "Es ist zu früh, das zu sagen."Es gebe zwar Hinweise. Aber: "Es handelt sich nur um eine kleine Zahl von Fällen, und es ist viel zu früh, um zu sagen, was tatsächlich herauskommen wird", sagte Doyle. Auch der Wissenschafter Mike Tildesley, Mitglied des Expertengremiums Sage, sagte der BBC, es sei zu früh für klare Aussagen. "Ich würde gerne noch ein oder zwei Wochen warten und ein bisschen analysieren, bevor wir wirklich starke Schlussfolgerungen ziehen."

Daten nicht besonders aussagekräftig

Die Zahl der Todesfälle sei zwar leicht gestiegen, von zehn auf 13 je 1.000 Patienten. "Aber das basiert auf einer ziemlich kleinen Datenmenge", sagte Tildesley. Er sei sehr überrascht gewesen, dass Johnson die Information auf einer Pressekonferenz verkündet habe. "Ich mache mir Sorgen, dass wir Dinge voreilig melden, wenn die Daten noch nicht wirklich besonders aussagekräftig sind", sagte Tildesley.

Johnson hatte gesagt, es gebe "einige Hinweise", dass die Variante tödlicher ist als die bisher vorherrschende. Die Mutation B.1.1.7 war Ende vergangenen Jahres in der südostenglischen Grafschaft Kent aufgetaucht und hatte sich rasch in London und Teilen des Landes ausgebreitet. Sie ist nach Ansicht britischer Experten 30 bis 70 Prozent leichter übertragbar als die bisher vorherrschende.

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Britische Regierung rudert zurück

Inzwischen ist die Regierung etwas zurückgerudert. Es sei "nicht wirklich sicher, wie tödlich" die Mutation B.1.1.7 ist, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock dem Sender Sky News. Studien hätten unterschiedliche Daten ergeben. Das Risiko bestehe aber, dass mehr Menschen wegen der Variante sterben, da diese sich schneller übertrage.

Der stellvertretende medizinische Chefberater der Regierung für England, Jonathan Van-Tam, forderte auch geimpfte Menschen auf, sich weiter an die Corona-Regeln zu halten. Es sei noch nicht erwiesen, ob die Impfung auch die Übertragung des Virus verhindere. "Wenn Sie ihr Verhalten ändern, könnten Sie das Virus weitergeben, somit die Zahl der Fälle auf hohem Niveau halten und andere gefährden", schrieb Van-Tam in der Zeitung "Sunday Telegraph".