APA - Austria Presse Agentur

Steyr Motors von Spezialmotorenbauer Thales übernommen

Die pleitegegangene Steyr Motors GmbH mit Sitz in der gleichnamigen oberösterreichischen Bezirksstadt ist vom französischen Spezialmotoren-Hersteller Thales übernommen worden. Das berichteten am Donnerstag mehrere Medien übereinstimmend. Knapp 150 Mitarbeiter können demnach aufatmen. Zuletzt war eine Sanierung des Unternehmens verworfen worden, es lief ein Konkursverfahren.

"Es war eines meiner bisher aufwendigsten Verfahren, weil es wirtschaftliche, technische und rechtliche Probleme gab", sagte Masseverwalter Norbert Mooseder laut "Oberösterreichischen Nachrichten" ("OÖN") über die Insolvenz von Steyr Motors. Thales stieg erst vor zwei Wochen ins Bieterverfahren ein. Insbesondere die australische Tochter von Thales kauft in Steyr Motoren für ihre Militärfahrzeuge. Acht Interessenten, die sich teils zu Bietergruppen formiert hatten, waren zwischenzeitlich im Rennen, berichtete der "Kurier".

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. "Ich bin sehr zufrieden, dass wir das geschafft haben. Die Zeit hat schon gedrängt", sagte Hannes Boyer, Österreich-Chef von Thales, so die "OÖN". Die Unsicherheit bei Mitarbeitern und Gläubigern sei groß gewesen. Für die Zukunft des Standorts ist Boyer zuversichtlich. Die Auftragsbücher seien die kommenden zwei Jahre ausgelastet. Nach einer gescheiterten Versteigerung im Mai wurden jedoch zuletzt erste Kunden nervös und stiegen auf andere Motorenlieferanten um, so der "Kurier". So wie die Schweizer Armee, die einen Großauftrag für mehr als 2.000 Duro-Mannschaftstransporter stornierte und nun bei Fiat einkauft.

Steyr Motors machte einen jährlichen Umsatz von knapp 45 Millionen Euro. Die Firma wurde 2001 als eigenständiges Unternehmen einer Investorengruppe rund um den früheren Generaldirektor der "Steyr Daimler Puch Werke" und Ex-Verkehrsminister Rudolf Streicher (SPÖ) sowie den Ex-Chef der Motorensparte von Magna Steyr, Rudolf Mandorfer, der auch als Geschäftsführer fungierte, gegründet. Zuvor war sie Teil von Steyr Daimler Puch und Magna.

2012 wurde die Firma an eine chinesische Investorengruppe verkauft. Sie hat sich einen Namen mit der Entwicklung und Erzeugung von Monoblock-Motoren mit Hochdruck-Direkteinspritzung gemacht. Das sind Dieselmotoren, die keinen Extra-Zylinderkopf aus Aluminium und deshalb auch keine Zylinderkopf-Dichtung benötigen. Dieses Nischenprodukt sei leichter, kompakter, sparsamer und höher belastbar als die üblichen Dieselmotoren, nannte man als Vorteile. Der Einsatz der Triebwerke erfolgte im Marinebereich, bei Landfahrzeugen und Maschinen. Auch ein Hybrid-Antrieb für Sport- und Freizeitboote wurde entwickelt.

Die Thales Group hat ihren Sitz in Paris, beschäftigt weltweit rund 80.000 Mitarbeiter. Der börsennotierte Rüstungskonzern ist in der Militärtechnik, Luft- und Raumfahrt sowie im Sicherheits- und Transportbereich tätig. Der Umsatz lag zuletzt bei rund 16 Mrd. Euro. Thales Österreich hat laut Wirtschafts-Compass rund 300 Mitarbeiter und setzte zuletzt bei leicht sinkender Tendenz rund 300 Mio. Euro um. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) erreichte 2017 4,14 Mio. Euro. Laut Homepage liegt der Exportanteil bei 60 Prozent.