Streitereien bei Swarovski gehen weiter

Der Kristallkonzern kommt nicht zur Ruhe
Der von einem massiven Stellenabbau und von internen Streitigkeiten gebeutelte Kristallkonzern Swarovski kommt nicht zur Ruhe. Einzelne Gesellschafter kritisieren eine neue "Kommunikationsrichtlinie" der Konzernführung und sehen einen Maulkorberlass. Ab Montag starten indes Vorabinformationsgespräche in Gruppen mit möglicherweise vom Abbau betroffenen Mitarbeitern, ab 20. Oktober sollen dann die rund 1.000 Betroffenen in persönlichen Gesprächen informiert werden.

Die neue Kommunikationsrichtlinie, die Medien zugespielt wurde, richtete sich an alle Gesellschafter, Mitglieder des Beirats und Verwaltungsrats, Mitglieder der Geschäftsführung sowie Berater der Gruppe. Alle Kommunikationsmaßnahmen seien im Sinne dieser Richtlinien vor Veröffentlichung "nachweislich" mit einem Mitglied des sogenannten "Clearing Committees" abzustimmen, hieß es dort. Letzteres setzt sich aus drei Personen zusammen, unter anderem Konzernchef Robert Buchbauer. Die Richtlinie gelte bis zur Umsetzung der Strukturreform "voraussichtlich bis 31. Dezember" und betreffe unter anderem Informationen über die geplante Strukturreform sowie über aktuelle oder vergangene Geschäftsaktivitäten.

All das brachte acht Familienmitglieder auf die Palme. In einem Brief an die Mitgesellschafter, der der APA vorlag, kritisierten sie die befremdliche, "völlig haltlose Kommunikationsrichtlinie'". Diese reihe sich nahtlos in die bisherige Vorgangsweise ein: "ein Einschüchterungsversuch und Täuschungsmanöver ohne jede Rechtsgrundlage". Gesellschafterrechte sollten unzulässig beschnitten werden.

Zudem nehme die Geschäftsführung die bei der Gesellschafterversammlung Anfang September nach Meinung der Familienmitglieder erfolgte Ablehnung der Strukturreform nicht zur Kenntnis. "Wir wollen auf jeden Fall Einigkeit und Gemeinsamkeit der GesellschafterInnen und der Familie. Die momentan Verantwortlichen müssen zur Vernunft kommen, die Realität akzeptieren und rasch zu einem Einlenken und Abgehen von dem rechtswidrigen und brutalen Stil bereit sein", richteten die Familienmitglieder der Konzernspitze aus und fürchteten erneut eine drohendes Aus von Wattens als Hauptstandort sowie eine Verlagerung in die Schweiz - "bei Entrechtung der bestehenden Gesellschafter".

In einer Stellungnahme gegenüber der APA verteidigte die Unternehmensführung die Kommunikationsrichtlinie. Es sei notwendig, dass "alle involvierten Mitarbeiter und Anteilseigner im Interesse des Unternehmens agieren und engstens abgestimmt kommunizieren". Hinsichtlich der Strukturreform hieß es: "Wattens wird weiterhin Stammsitz sowie Herz und Hirn von Swarovski bleiben und das Unternehmen zu einem führbaren, integrierten Konzern reformiert. Der Reformzug fährt weiter. So hat der Reformprozess eine über 80-prozentige Zustimmung seitens der Gesellschafter erhalten. Es ist weitere Überzeugungsarbeit notwendig". Man sei auch intern auf einem "guten Weg".

Überdies verwies die Konzernspitze auf die "Sozialverträglichkeit und Achtsamkeit", mit der man den in der kommenden Woche beginnenden "Transformationsprozess" am Standort Wattens gestalten wolle. Ab Montag gebe es Vorabinformationsgespräche mit Mitarbeitern in Gruppen. Diese würden noch keine Beendigung des Dienstverhältnisses bedeuten, wurde betont. Ab 20. Oktober würden dann die vom Stellenabbau Betroffenen von ihrer Führungskraft zu einem persönlichen Gespräch eingeladen und dann die "formellen und persönlichen Trennungsgespräche in der Personalabteilung" beginnen.

Die Einzelgespräche sollen bis Ende des Jahres "Schritt für Schritt abgewickelt" werden und die Kündigungsfrist erst mit Ende des Jahres beginnen. Veranstaltungen zu Sozialplan, Arbeitsstiftung und Arbeitslosengeld seien ebenso vorgesehen, wie eine Jobmesse für Betroffene am 14. und 15. Oktober am Werksgelände in Wattens. Zudem wies die Geschäftsführung auf einen Familien-Härtefonds hin - falls ehemalige Mitarbeiter nach den Leistungen des Sozialplanes in finanzielle Schwierigkeiten geraten sollten.

Eine aus Land Tirol, Swarovski und Sozialpartnern zusammengesetzte Taskforce hatte im August unter anderem eine vom Land erweiterte Arbeitsstiftung auf 500 Plätze sowie einen verlängerten Sozialplan bis Ende 2021 beschlossen. Der Sozialplan war mit 60 Mio. Euro dotiert. Das Unternehmen werde zudem weitere 25 Mio. Euro aufwenden, hatte es geheißen.

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