APA - Austria Presse Agentur

Strom-Gas-Preisvergleich via E-Control nun transparenter

Mehr als 600.000 Mal suchen Verbraucher im Jahr beim Tarifkalkulator der Energieregulierungsbehörde (E-Control) nach Informationen über Strom- oder Gaspreise. Orientiert an diesen Nutzeranfragen hat die E-Control diese Vergleichsplattform, zwei Jahre nach dem letzten Relaunch, für noch mehr Preis-Transparenz weiter verbessert.

Mittlerweile sind knapp 3.000 verschiedene Energie-Produkte in den Kalkulator eingepflegt und 162 Strom- sowie 53 Gas-Marken vertreten - manche Lieferanten bieten unter mehreren Marken an. Die Zahl der Angebote sei "mittlerweile wirklich enorm", sagte Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch im APA-Gespräch: "Ohne dieses Informations-Tool wäre es für Konsumenten sehr schwer, sich am Strom- und Gasmarkt zurechtzufinden."

Das größte Interesse der Verbraucher besteht naturgemäß an Strom-Preisvergleichen - von den heuer rund 600.000 Abfragen entfielen 77 Prozent auf Haushaltsabfragen Strom, 19 Prozent auf Haushaltsabfragen Gas, und 4 Prozent der User haben eine Abfrage für einen Gewerbebetrieb gemacht. Bereits 8 Prozent der Stromabfragen bezogen sich heuer auf Photovoltaik-Strom, meist auf die Vergütungen für die Einspeisung von PV-Überschussstrom. Erst sehr wenige Abfragen, nämlich 6 Prozent, bezogen sich auf die neuen "Smart Meter"-Stromzähler - der Grund ist laut Urbantschitsch, dass diese neuen Geräte erst bei rund 20 Prozent der heimischen Kunden ausgerollt sind.

Gut kommt bei den Konsumentinnen und Konsumenten laut E-Control an, dass mittlerweile bei nahezu allen Energie-Lieferanten ein Wechsel online erfolgen kann. "Vielfach wird die Möglichkeit genutzt, direkt aus dem Tarifkalkulator zum Onlinewechsel auf der Lieferantenwebseite zu springen", so Urbantschitsch. Bei 14 Prozent aller gestarteten Abfragen würden die Besucher auf den Link "Zu diesem Anbieter wechseln" gehen.

Zwar gibt es beim Tarifkalkulator die Möglichkeit, bei den Vergleichen eine unterschiedliche Vertragsdauer auswählen zu können - ein, zwei oder drei Jahre - schon seit dem letzten Relaunch vor zwei Jahren. Doch nun wurde dieses Feature prominent nach oben gerückt. Es lässt sich leichter feststellen, welche Anbieter nur im ersten Jahr, aufgrund eines Wechselrabatts, günstiger sind, während der Preis schon im zweiten Jahr aber womöglich gleich hoch oder noch höher als bei anderen Anbietern ist. Sehr oft biete der Preis bei Alternativen (im Vergleich zum angestammten lokalen Lieferanten) auch dann noch eine hohe Ersparnis, wenn man zwei Jahre bleibe - das Argument, es handle sich nur um "Lockangebote", stimme also nicht generell, betont Urbantschitsch.

Oder anders ausgedrückt: "Ist der einmalige Rabatt genauso hoch wie die Ersparnis im ersten Jahr, dann weiß ich, dass es beim alternativen Anbieter gleich teuer ist wie beim angestammten", sagt der Leiter der Volkswirtschaftsabteilung der E-Control, Johannes Mayer. Daher müsse man "schauen, ob jemand auch nach zwei Jahren noch der Günstigste ist".

Konkret ausgewiesen wird im Tarifkalkulator nach Eingabe der Postleitzahl (und allenfalls der Haushaltsgröße nach der Zahl der Personen) nicht nur der jährliche Gesamtpreis (inkl. USt - sowie Netztarifen, daher ist die Postleitzahl wichtig), sondern es gibt auch Infos, wie lang die Preisgarantie reicht, wann die letzte Preisänderung erfolgte bzw. wie hoch die Ersparnis gegenüber dem "Platzhirsch" ist. Ganz neu ist, dass man sich die Kosten statt in Euro pro Jahr auch in Cent je Kilowattstunde anzeigen lassen kann - oder auch nur den reinen Energiepreis (dort ist Wettbewerb möglich). Auch kann gezielt nach "Ökostrom", "Strom aus Österreich" oder Produkten ohne bzw. mit Preisgarantie gesucht werden. Zu jedem einzelnen der unzähligen Angebote kann man sich auf Knopfdruck noch jede Menge Details anzeigen lassen - erstmals auch Unternehmens-Infos über die Anbieter (Eigentümer, Markteintritt, Firmensitz usw.). Auch für die Lieferanten wurde manches besser, so ist es für sie nun leichter, die Daten einzupflegen.

68 Prozent der Strompreis-Abfragen bezogen sich heuer auf Angebote "inklusive Wechselrabatte" - und immerhin 42 Prozent der Anfragen kamen von schon zumindest einmal gewechselten Kunden, erkennbar durch die Auswahl "mit anderer Marke". Dabei handelt es sich, oft zum Leidwesen der Lieferanten, um besonders mobile Kunden. Bereits 50 Prozent der heurigen Abfragen richteten sich auf Produkte mit Preisgarantie, nach 38 Prozent voriges Jahr. Ökostrom wurde von einem Drittel (34 Prozent) gezielt gesucht, "Strom aus Österreich" von 20 Prozent, weniger als im Vorjahr.

Rund die Hälfte der Abfragen zeigte laut Urbantschitsch ein nach wie vor bestehendes Interesse der Verbraucher an einer "Gesamtrechnung" - die werde von ihnen offenbar mehr geschätzt als getrennte Rechnungen, etwa eine für die Energie- und eine für die Netzkosten. Dass die Rechnungen für die Konsumenten "eigentlich zu kompliziert" seien, räumt auch der E-Control-Vorstandsdirektor ein - das meiste sei aber rechtlich vorgegeben. Nach der Umstellung auf die "Smart Meter" in Österreich sollte es für die Kunden einmal jährlich eine detaillierte Abrechnung im vollen Umfang geben, "möglichst elektronisch", und monatlich zusätzlich noch eine einfache Variante, möglichst auch elektronisch, so Urbantschitsch. Wer eine Papierrechnung wolle, solle sie aber - ohne zusätzliche Kosten - bekommen können.

Vor große Herausforderungen ist der Tarifkalkulator durch die dynamischen, also "flexiblen" Tarife gestellt, sagt Urbantschitsch. Denn ein Vergleich solcher Produkte sei "alles andere als einfach", und es werde wohl noch einige Zeit dauern, bis diese auch optimal dargestellt werden können. Das sei aber unerlässlich, denn es seien auch die Vorgaben aus dem "Clean Energy Package" der EU zu erfüllen. Denn abgesehen von schlichten Forward-Preisen, die sich zum Beispiel am ÖSPI (dem Österreichischen Strompreisindex) orientieren, müssten aufgrund der EU-Neuerung ab Anfang 2021 von Energieanbietern ab 200.0000 Kunden auch Stundentarife bzw. (maximal) Tagestarife offeriert werden, sagt Mayer. Derzeit seien hier erst einige wenige Tarife in Vorbereitung. "Damit sich das wirklich durchsetzt, müssen erst die Smart Meter in großen Bundesländern ausgerollt sein." Und auch dort käme diese Möglichkeit nur für Kunden zum Tragen, die sich auch für ein "Opt-In", also eine Auslesung von Viertelstunden-Daten, entschieden haben. Oberösterreich sei mit dem Ausrollen fertig, das Burgenland beinahe, Kärnten weit fortgeschritten. In sehr großen Netzbereichen, etwa der Netz Niederösterreich und teils der Wiener Netze, gibt es aber erst geringe Ausrollungen.

Bei Erdgas gibt es im Tarifkalkulator übrigens Anfang 2020 eine Änderung: Denn dann tritt die Verordnung der E-Control zur Gaskennzeichnung in Kraft, die es Gaslieferanten ermöglicht, freiwillig eine Gaskennzeichnung auf Rechnungen und in der Werbung durchzuführen - und dies auch in der Tarifplattform der E-Control darzustellen.