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Studie: Es gibt wenig Wissen über nachhaltiges Reisen

In einer Befragung von mehr als 600 jungen Erwachsenen ortete der Grazer Umweltsystemwissenschafter Leonard Röser kaum Wissen über umweltbewusstes Reisen.

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Der Tourismus hat neben seinen positiven ökonomischen Auswirkungen auch eine Vielzahl an negativen Folgen auf uns Menschen und die Natur, zeigte sich der Absolvent des Masterstudiums Umweltsystemwissenschaften der Uni Graz überzeugt. Schon heute sei der Tourismus für rund acht Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich, die Zahl der TouristInnen nehme jedoch weiter jährlich zu, bezog sich Röser auf eine Studie der University of Sydney vom Vorjahr.

Nachhaltiges Aufenthaltsverhalten noch gering

Doch nicht nur die Art der Hin-und Rückreise sondern auch das eigene Verhalten während des Aufenthalts bleibt nicht ohne Folgen für die Umwelt und Bevölkerung. Nachhaltiger Tourismus ist ein Konzept, welches versucht diese Risiken zu minimieren. Nachhaltiges Reisen sei für Viele allerdings noch ein fremder Begriff, wie der 30-Jährige nicht zuletzt in seiner Masterarbeit an der Uni Graz erhoben hat.

Der Umweltsystemwissenschafter hat 660 Erwachsene im Alter von 18 bis 35 Jahren zu ökologischen Aspekten inklusive ihres Reiseverhaltens innerhalb der vergangenen zwölf Monate online befragt. Bei der Auswertung wurde er auf eine grundlegende Diskrepanz aufmerksam: "Rund zwölf Prozent der Befragten gab an, zuhause sehr umweltfreundlich zu agieren, während das beim Reisen nur auf zwei Prozent zutraf", schilderte Röser. Hier konnte demnach eine klare Lücke zwischen dem Verhalten im Alltag und im Urlaub festgestellt werden.

Nachhaltiges Reisen, was ist das?

Weniger als ein Drittel der Befragten, die vornehmlich aus der Steiermark und zu einem Teil auch aus Deutschland stammten, wussten überhaupt, was nachhaltiges Reisen bedeutet. Die überwiegende Mehrheit bezog das Konzept nur auf ökologische, nicht aber auch auf soziale, kulturelle und ökonomische Aspekte - die kulturelle Anpassung einheimischer Strukturen auf den westlichen Lebensstil beispielsweise, oder den "Ausverkauf" von Kultur im Rahmen von Folklore-Shows etwa. Nur 20 Prozent der Befragten konnten soziale, kulturelle oder wirtschaftliche Aspekte des Reisens nennen. "So sollten etwa bei den Unterkünften lokale Anbieter internationalen Hotelketten vorgezogen werden. Vor allem bei All-inclusive-Ressorts bleibt das Geld nicht in der Region", machte Röser aufmerksam. Im Sinne der Nachhaltigkeit sollte aber ein Gutteil der Wertschöpfung im bereisten Land bleiben.

Suche nach Alternativen 

"Es hat bisher noch keine Studie gegeben, wie junge Erwachsene in diesem Bereich denken. Die Arbeit zeigt, dass da noch viel zu tun ist: Wichtig ist, dass ein Bewusstsein entsteht, dass Urlaub Auswirkungen auf die Umwelt, das Klima und die Gesellschaft in anderen Ländern hat - und zwar gar nicht so kleine, auch wenn wir sie nicht sofort sehen", betonte Röser. Wer sensibilisiert sei, der werde sich auch nach Alternativen umsehen, zeigte sich der junge Wissenschafter optimistisch.

Mit einem eigenen Projekt ergreift er jetzt die Initiative und will sich zugleich selbstständig machen: Alte Campervans sollen so umgerüstet werden, dass sie anstatt mit eines umweltbelastenden Diesels oder Benziners mit einem umweltschonenden Elektromotor ausgestattet sind. Innen wird die umweltfreundliche Ausstattung von der Campingausrüstung über Solarzellen bis zu den Hygieneprodukten und Einkaufstaschen aus Stoff weitergeführt. "Diese Einzelstücke möchte ich dann vermieten, um so eine Möglichkeit zu bieten, von A nach B zu kommen, ohne dabei die Umwelt zu verpesten."