Südeuropäer ziehen sich aus EU-Rennen um IWF-Spitze zurück

Calvino verzichtet auf Kandidatur
Die beiden südeuropäischen Bewerber sind aus dem EU-Rennen um den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgestiegen. Nach dem portugiesischen Eurogruppenchef Mario Centeno steht auch die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calvino (50) nicht mehr zur Verfügung, wie Regierungssprecherin Isabel Celaá in Madrid ankündigte.

Nun bleiben drei Anwärter übrig: der frühere Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem aus den Niederlanden, der finnische Zentralbankvorsitzende Olli Rehn und die bulgarische Weltbank-Geschäftsführerin Kristalina Georgiewa. Die Eurogruppe vereint die Finanzminister der 19 Euro-Länder und ist ein mächtiges Brüsseler Gremium.

Frankreich war beauftragt worden, die Kandidatenkür zu leiten. Es sollte laut Diplomaten noch am Freitag eine Lösung gefunden werden. Es geht um die Nachfolge der Französin Christine Lagarde, die an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) wechseln soll. Die Führung des Weltwährungsfonds mit Sitz in Washington ist traditionell in europäischer Hand.

Ziel sei es gewesen, eine europäische Einigung für die Nachfolge von Lagarde zu erleichtern, betonte Calvino vor Journalisten. "Wir wollen immer dazu beitragen, dass ein Konsens gefunden wird. Deshalb hat Spanien mitgeteilt, dass ich nicht an der nächsten Phase teilnehmen werde."

Erklärtes Ziel der Europäer ist es, einen gemeinsamen Kandidaten zu präsentieren, der weitreichende Erfahrungen auf dem Gebiet der internationalen Finanzbeziehungen hat.

Die Franzosen hatten angekündigt, dass ein Anwärter bis Ende Juli gefunden werden solle. Dieser Zeitplan war nun nicht mehr einzuhalten. Wie ein Diplomat berichtete, überzeugte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire seine Amtskollegen, förmlich über einen Kandidaten abzustimmen, um weitere lange Debatten zu vermeiden.

Der IWF wurde gemeinsam mit der Weltbank zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gegründet. Er soll als weltweites Gremium darüber wachen, dass keine großen Währungsturbulenzen entstehen und zu politischen Unwägbarkeiten führen. Unter anderem vergibt er Kredite an überschuldete und in Zahlungsschwierigkeiten geratene Staaten. 189 Mitgliedstaaten gehören der Organisation an.

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