Südtiroler Bärendoku und Ö1-Hörspiel erhielten "Prix Italia"

RAI hat erneut die "Prix Italia" vergeben
Der Südtiroler Regisseur Andreas Pichler hat mit seinem Dokumentarfilm "Gefährlich nah" über die schwierige Koexistenz in den Trentiner Tälern mit den Bären den von der öffentlich-rechtlichen TV Anstalt RAI vergebenen Preis "Prix Italia" gewonnen. Er setzte sich in der Schiene Dokumentarfilme durch. Das zweisprachige Ö1-"Hörspiel" namens "Blasse Stunden/Blijedi sati" von Manuela Tomic wurde in der Radio/Podcast-Kategorie "Drama" geehrt.

Als am 5. April 2023 der 26-jährige Jogger Andrea Papi im Trentiner Caldes von einem Bären angefallen und getötet wird, geht die Nachricht um die Welt. Es ist der erste derartige Unglücksfall der jüngeren Geschichte im Alpenraum - fast genau 25 Jahre, nachdem der Bär im Trentino im Rahmen eines der größten Rewildingprojekte Europas wiederangesiedelt wurde. Pichler hatte bereits ein Jahr vor dem tragischen Vorfall mit den Dreharbeiten seines Dokumentarfilms begonnen, in dem er sich mit dem heiklen Thema des schwierigen Zusammenlebens von Mensch und Bär befasst.

In dieser Zeit gelang es ihm, nicht nur den Förstern und Bären sehr nahe zu kommen, sondern auch die durch den tödlichen Vorfall verschärfte Debatte zwischen der lokalen Bevölkerung, den Umweltschützern und der Politik über den richtigen Umgang mit diesen Tieren zu dokumentieren.

"Pichlers Werk ist ein unverzichtbarer Film, der unser Verhalten und unsere Ethik in Frage stellt und unsere Zukunft beim Aufbau und der Bewahrung eines fragilen Ökosystems in Aussicht stellt", heißt es in der Begründung der Jury des "Prix Italia".

"Ich bemühe mich, meine Filme so zu gestalten, dass der Zuschauer sich ein eigenes Bild machen kann. In der Bärenthematik geht es nicht nur um Argumente, sondern auch viel um Emotionen. Ich habe mit Tierschützern gesprochen, die geweint haben, als die Bären eingefangen oder getötet wurden. Auch die Ängste der Bevölkerung sitzen tief im Nacken und kommen spürbar ans Licht", so Pichler im Gespräch mit der APA vor der Preisverleihung.

"Es war mir ein Anliegen, mit den Förstern zu sprechen, die in der Öffentlichkeit kaum zu Wort kommen, obwohl sie die einzigen Profis sind, die die Materie kennen und Lösungsvorschläge unterbreiten können. Ihnen sind jedoch die Hände gebunden, weil die politische Seite die Entscheidungen trifft", erklärte der Regisseur.

Beim ebenfalls prämierten Hörspiel "Blasse Stunden/Blijedi sati" handelt es sich um eine autobiografische Geschichte der Autorin Manuela Tomic, die 1988 in Sarajevo geboren wurde und als Kind mit ihrer Familie vor dem Bosnienkrieg fliehen musste. Regie bei der ORF-Produktion aus dem Jahr 2023 führte Andreas Jungwirth.

"'Blasse Stunden' behandelt auf großartige Weise mehrere schwierige menschliche Probleme gleichzeitig, indem es die Auswirkungen des Bosnienkriegs auf eine bestimmte Familie untersucht", hieß es in der Jurybegründung. Das im Hörspiel vorhandene "Sprachmosaik" führe zu einem "wirklich einzigartigen Hörerlebnis". Ö1 wiederholt das prämierte Werk am Samstag, 19. Oktober, ab 14 Uhr.

Der Prix Italia wurde 1948 von der RAI gegründet. Es ist der älteste und traditionsreichste Fernseh-, Radio- und Web-Wettbewerb. Zu den bisher Ausgezeichneten zählen unter anderem Dylan Thomas, Samuel Beckett, Friedrich Dürrenmatt, Ingmar Bergmann, Eugène Ionesco oder George Tabori.

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