APA - Austria Presse Agentur

"Takeover" im Wien Museum zeigt Street-Art mit Skatepark

Im Wien Museum startet eine unkonventionelle Ausstellung. Da das Gebäude ab Herbst renoviert wird, nutzte das Museum die Gelegenheit und ließ seine Wände von Street-Art-Künstlern gestalten. Neben einer kuratierten Ausstellung gibt es einen Do-it-yourself-Bereich mit Workshops, sowie einen Skatepark. Die Schau läuft von Freitag bis zum 1. September. Der Eintritt ist frei.

"Es ist unsere Aufgabe, die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt darzustellen", erklärte Museumsdirektor Matti Bunzl bei einer Presseführung die Motivation hinter der Ausstellung. Street Art sei "eine unglaublich prominente Realität in unserer Stadt, dem müssen wir uns stellen". Die Frage nach den Grenzen der Legalität sei für ihn Teil der Auseinandersetzung.

Da die nun gestalteten Flächen im Herbst allesamt abgerissen werden, ist es für Bunzl ein "idealer Zeitpunkt, etwas zu tun, das ein Museum sonst nicht tun kann oder darf". Der Denkmalschutz bleibt laut dem Direktor gewahrt, da die entsprechenden Stellen vorsorglich verkleidet wurden.

Im ersten Stock findet eine stilistisch vielfältig kuratierte Ausstellung von über 30 Wiener Künstlern statt. Neben klassischem Graffiti und meterhohen Wandbildern finden sich dort unter anderem eine zur Sprühschablone gesägte Zwischenwand und ein vier Meter langer Dinosaurier aus Fliesen. Eine Fotoausstellung dokumentiert ergänzend legale und auch illegale Street-Art-Werke in Wien.

Der zweite Schwerpunkt der Schau ist dem Skateboarden gewidmet. Eine Fotowand dokumentiert den Schaffensdrang, mit dem eine Gruppe Wiener Brachflächen für ihren Sport umgestaltet. Ein eben solcher Skatepark ist auch Teil der Ausstellung, für Kinder unter 14 Jahren gilt dabei Helmpflicht. Ebenfalls im Erdgeschoß befindet sich ein Do-it-yourself-Bereich. Die noch weitgehend weißen Gipskartonwände sollen über den Sommer im Zuge von Workshops gestaltet werden.

Auch die Fassade des Museums wird in die Ausstellung mit einbezogen. Neben dem Eingang prangt bereits ein meterhohes Wandbild der beiden Künstler Nychos und Frau Isa. Zwei weiterer solcher "Murals" sollen noch dazukommen.

Kuratorin Christine Koblitz freute sich im Gespräch mit Journalisten nicht nur über die Möglichkeit, das Gebäude zu gestalten, sondern auch über die positive Resonanz der teilnehmenden Künstler. Da beide repräsentierten Szenen männlich dominiert sind, war ihr wichtig, dass auch Frauen und Mädchen an prominenter Stelle vorkommen.

Gemein haben Street Art und Skateboarden das ambivalente Verhältnis zu ihrer eigenen Etablierung. Entstanden und kultiviert in Nischen, beschäftigen sich beide mit der Aneignung von primär urbanem Lebensraum, wobei oftmals die Grenzen der Legalität überschritten werden. Street Art findet sich inzwischen in Galerien und Hochschulen, Skateboarden wird 2020 olympische Disziplin. Für Kritiker aus beiden Bereichen handelt es sich dabei um kapitalistische Vereinnahmung.

(S E R V I C E - "Takeover Street Art & Skateboarding", Wien Museum am Karlsplatz, von 5. Juli 2019 bis 1. September 2019. Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen: 14 bis 22 Uhr, Internet: www.wienmuseum.at)