Taliban kontrollieren wichtigen Grenzabschnitt zu Pakistan

In dem wichtigen Grenzabschnitt werden Taliban-Flaggen gehisst
Die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan haben eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über einen bedeutenden Grenzabschnitt zu Pakistan übernommen. Zuvor hätten die afghanischen Truppen einen wichtigen Grenzposten aufgegeben. "Damit ist die wichtige Straße zwischen Boldak und Chaman und Kandahar nun unter der Kontrolle der Mudschahedin", teilte ein Sprecher der Taliban am Mittwoch mit. Afghanischen Regierungsdaten zufolge passieren täglich 900 Lastwagen diese Grenze.

Die Grenze sei eine wichtige Verbindung für Pakistan, Afghanistan, Iran und zentralasiatische Länder. Russland warnte die Taliban erneut davor, Zentralasien zu destabilisieren. Das werde zahlreiche Opfer fordern, zitierte die Nachrichtenagentur RIA das russische Außenministerium.

Angesichts des anhaltenden Vormarsches der Taliban wächst in den Nachbarstaaten die Sorge, dass sie in den Konflikt hineingezogen werden und die Islamisten Zentralasien infiltrieren könnten. Seit einiger Zeit suchen immer mehr afghanische Sicherheitskräfte und Flüchtlinge ihr Heil etwa in Tadschikistan und im Iran. Eine Taliban-Delegation versuchte vergangene Woche bei einem Besuch in Moskau, solche Bedenken zu zerstreuen. Ihr Territorium würde nicht gegen die Nachbarn genutzt werden.

Russland forderte die Taliban und Afghanistan auf, Verhandlungen über eine Übergangsregierung aufzunehmen, bevor es dafür zu spät sei. Dem Vormarsch der Taliban war der Beginn des Abzuges ausländischer Truppen vorausgegangen.

Von 1996 bis zu ihrem Sturz durch die US-geführten Truppen 2001 hatten die Taliban Afghanistan beherrscht und die Menschenrechte massiv beschnitten. Die USA intervenierten in Afghanistan an der Spitze eines NATO-Bündnisses kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Bis Ende August 2021 sollen alle US-Truppen abgezogen werden.

Unterdessen teilte Großbritannien mit, im Falle einer Regierungsübernahme durch die Taliban in Afghanistan mit den militanten Radikalislamisten zusammenarbeiten zu wollen. "Die britische Regierung wird sich auf jeden einlassen, der die Regierung stellt, vorausgesetzt er hält sich an bestimmte internationale Normen", sagte Verteidigungsminister Ben Wallace dem "Daily Telegraph". "Wie bei anderen Regierungen in aller Welt werden wir die Beziehung überprüfen, wenn sie Menschenrechte ernsthaft verletzen." Wallace sagte, falls sich die Taliban pragmatisch verhielten, könne dies ein Fundament für langfristigen Frieden in Afghanistan sein.

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