APA - Austria Presse Agentur

Umstrittene Gespräche: Norwegen sucht Dialog mit der Taliban

Die norwegische Regierung hat ihre Gespräche mit den militant-islamistischen Taliban verteidigt.

Das Treffen bedeute keine Anerkennung der Taliban als Regierung Afghanistans, sagte Henrik Thune, ein Staatssekretär des Außenministeriums, am Dienstagabend der norwegischen Nachrichtenagentur NTB. Daher werde auch nicht die Außenministerin selbst, sondern er die Delegation am Abend treffen.

Die norwegische Regierung hatte die Einladung an die Taliban bereits zuvor gegen Kritik verteidigt und damit begründet, dass man die Islamisten nur in Gesprächen für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen könne. Bisher hat kein Land der Welt die Taliban-Regierung anerkannt.

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Die Situation von Frauen in Afghanistan nach der Machtergreifung der Taliban im vergangenen Jahr stand ganz oben auf der Agenda für die Gespräche in Oslo, an denen auch der Afghanistan-Sondergesandte der deutschen Bundesregierung, Jasper Wieck, und andere Gesandte weiterer westlicher Länder und der EU teilnahmen.

Auch das Schicksal von zwei vermissten Aktivistinnen, die vergangene Woche in Kabul aus ihren Häusern entführt worden sein sollen, kam auf den Tisch. Der Delegationsleiter der Taliban, Außenminister Amir Khan Muttaqi, sagte, man versuche mehr über den Vorfall in Erfahrung zu bringen. Es sei insgesamt nichts Ungewöhnliches daran, dass in einem Land Menschen inhaftiert oder freigelassen würden.

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Es ist das erste Mal, dass die Islamisten seit ihrer Machtergreifung in Afghanistan mit einer Delegation in ein westliches Land gereist sind. International ist das Treffen auch auf Kritik gestoßen. Norwegen ist in der Vergangenheit immer wieder als Vermittler bei Konflikten in anderen Ländern aufgetreten, auch mit den Taliban steht das skandinavische Land seit Jahren im Dialog. Die Taliban sehen die Norwegen-Reise als Erfolg an. Man habe sehr gute Treffen gehabt, sagte Muttaqi am Montag vor Journalisten. Man hoffe nun auf Hilfen für den Gesundheits- und Bildungssektor.