APA - Austria Presse Agentur

Tausende demonstrieren in Kandahar gegen Taliban

In der südafghanischen Stadt Kandahar haben Tausende Menschen gegen die radikal-islamischen Taliban protestiert.

Die Menge habe sich vor dem Regierungssitz des Gouverneurs versammelt, nachdem rund 3.000 Familien aufgefordert wurden, eine Wohnsiedlung des Militärs zu räumen, sagte ein Mitarbeiter der ehemaligen Regierung am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Zudem waren auf Videoaufnahmen örtlicher Medien Menschen zu sehen, die eine Straße in der Stadt blockierten.

In der Siedlung leben bisher Angehörige von Armee-Mitgliedern, manche von ihnen schon seit über 30 Jahren. Nach Angaben des Ex-Regierungsmitarbeiters wurden ihnen drei Tage Zeit gegeben, um das Areal zu verlassen. Von den Taliban war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.

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Taliban veröffentlichte Video

In Kabul wies ein Sprecher der Islamisten Berichte über tödliche Machtkämpfe in der Spitze der Gruppierung zurück. Der stellvertretende Ministerpräsident Mullah Abdul Ghani Baradar habe in eine Sprachbotschaft Behauptungen widersprochen, er sei bei einer Schießerei mit Rivalen getötet worden, twitterte Taliban-Sprecher Sulail Shahin.

Zudem veröffentlichten die Taliban ein Video, das Baradar bei einem Treffen in Kandahar zeigen soll. Reuters konnte die Authentizität des Videos zunächst nicht überprüfen.

In Kabul gibt es Spekulationen, dass es zu Zusammenstößen zwischen AnhängerInnen Baradars mit denen von Innenminister Sirajuddin Haqqani gekommen sein soll. Bisher haben die Taliban immer Machtkämpfe in ihrer Spitze bestritten.

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Baradar ist seit einiger Zeit nicht mehr in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten. Dasselbe gilt für den obersten Taliban-Führer Mullah Haibatullah Akhundzada.

Die Spekulationen über den Verbleib der Männer werden befeuert durch den Umgang mit dem Tod von Taliban-Mitbegründer Mullah Omar, Staatsoberhaupt während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001. Omars Tod wurde 2015 offiziell bestätigt, zwei Jahre nach seinem Ableben. Dies hatte damals heftige gegenseitige Anschuldigungen in der Taliban-Spitze ausgelöst.