APA - Austria Presse Agentur

Tausende fordern in Jerusalem Netanyahus Rücktritt

Tausende Demonstranten habe den wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagten israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zum Rücktritt aufgefordert.

Die Protestierer versammelten sich am Dienstagabend vor der Residenz des 70 Jahre alten Regierungschefs in Jerusalem. Die Demonstranten trugen dabei Fackeln und versuchten auch, Polizeibarrikaden niederzureißen. Bei dem Verfahren gegen Netanyahu geht es um drei Fälle. Er wird verdächtigt, als Kommunikationsminister dem Telekom-Riesen Bezeq Vergünstigungen gewährt zu haben. Im Gegenzug soll das zum Konzern gehörende Medium "Walla" positiv über Netanyahu berichtet haben. Zudem wird Netanyahu verdächtigt, von befreundeten Milliardären Luxusgeschenke im Wert von rund 700.000 Schekel (179.468,77 Euro) angenommen zu haben. Auch soll er dem kritischen Zeitungsverleger Arnon Moses angeboten haben, im Gegenzug für positive Berichterstattung dessen Konkurrenzblatt zu schwächen. Netanyahu streitet alle Vorwürfe ab und wirft Polizei und Staatsanwaltschaft vor, sie hätten die Anklage gegen ihn "fabriziert".

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In Israel gab es am Dienstag auch mehrere andere Protestaktionen. Angesichts steigender Infektionszahlen wächst auch die Kritik an Netanyahus Corona-Krisenmanagement. Vorgehalten werden ihm unter anderem vorschnelle Lockerungen und eine mangelnde Vorbereitung auf eine zweite Corona-Welle. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat in Israel inzwischen ein Allzeit-Hoch erreicht. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstag mitteilte, wurden für Montag 1.681 Fälle gemeldet - so viele wie nie zuvor an einem Tag in dem Land seit Beginn der Pandemie.