APA - Austria Presse Agentur

Tausende protestieren gegen Venezuelas Staatschef Maduro

In Venezuela haben am Samstag tausende Anhänger von Oppositionsführer Juan Guaidó den Rücktritt des umstrittenen Staatschefs Nicolás Maduro gefordert. Guaidó hofft, sich die Situation in Bolivien zunutze machen zu können, wo der linksgerichtete Staatschef Evo Morales unter dem Druck der Straße zurückgetreten war.

"Bolivien hat 18 Tage gebraucht, wir sind seit Jahren dabei - ich fordere ganz Venezuela auf, weiter zu protestieren", sagte Guaidó vor seinen Anhängern vor der bolivianischen Botschaft in Caracas. "Wir werden nicht wanken", sagte er. "Der Kampf geht weiter, bis die Übernahme endet, bis freie Wahlen erreicht sind."

Nach Schätzungen der Nachrichtenagentur AFP kamen rund 5.000 Menschen dem Demonstrationsaufruf Guaidós nach. Das waren deutlich weniger als erwartet und als zu Beginn des Jahres, als sich Guaidó zum Übergangspräsidenten erklärt hatte. Dennoch war es die größte Protestaktion seit Mai.

Bei einer Gegendemonstration gingen im Zentrum von Caracas am Samstag auch tausende Menschen zur Unterstützung von Maduro und Morales auf die Straße. "Wir hatten einen weiteren Sieg, einen Sieg des Friedens", sagte Maduro zu seinen Anhängern in einer über Lautsprecher übertragenen Ansage per Telefon. Er warf der Opposition vor, sie wolle mit Hilfe der USA und Kolumbiens gewaltsam seine Regierung destabilisieren.

Der linksgerichtete Staatschef warnte, er werde keinerlei Versuche dulden, die einem "Staatsstreich" wie in Bolivien gleichkämen. Morales war unter dem Druck der Straße zurückgetreten und ins Exil nach Mexiko gegangen.

Die neue bolivianische Übergangspräsidentin Jeanine Áñez rief Guaidó am Samstag auf, Venezuela "zu befreien". "Es ist unfair, dass ihr so viel Gewalt und Repression erleiden musstet", sagte sie in einer im nationalen Fernsehen übertragenen Videobotschaft.

Guaidó wird von mehr als 50 Staaten als Staatschef anerkannt, allerdings hält Maduro bisher erfolgreich an seiner Macht fest, Guaidós Aufrufe zu Protesten wurden zuletzt weniger befolgt. Politische Beobachter sind skeptisch, ob der von ihm erhoffte neue Schwung durch die Ereignisse in Bolivien eintreten wird. Einer jüngsten Umfrage zufolge wünschen sich zudem 38 Prozent der Maduro-Gegner einen neuen politischen Führer, der auch Guaidó ersetzen soll.