Tausende Thailänder bei "Lauf gegen Diktatur"

Eine Läuferin verkleidete sich als Panzer
Aus Protest gegen die mit dem Militär verbündete Regierung haben sich in Thailand am Sonntag tausende Menschen einem "Lauf gegen Diktatur" angeschlossen. In der Hauptstadt Bangkok versammelten sich in der Früh zahlreiche Läufer in einem Park. Sie riefen Parolen gegen Regierungschef Prayut Chan-O-Cha und forderten Demokratie.

Die Polizei schätzte, dass mehr als 12.700 Sportler und Unterstützer kurz vor Sonnenaufgang zu dem 2,6 Kilometer langen Lauf zusammenkamen. Es dürfte die bisher größte Protestveranstaltung gegen den Ministerpräsidenten seit der umstrittenen Wahl im März 2019 gewesen sein. Teilnehmer riefen "Prayut raus" und "Lang lebe die Demokratie".

Angeführt wurde der Lauf von dem Milliardär Thanathorn Juangroongruangkit. Dessen Partei war bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr mit sechs Millionen Wählerstimmen drittstärkste Partei geworden. Gewählt wurde sie überwiegend von jungen Thailändern, die des großen politischen Einflusses des Militärs überdrüssig sind. Die Partei droht aufgelöst zu werden - Thanathorn wurde sein Abgeordnetenmandat aberkannt, er wird wegen verschiedener Vorwürfe von der Justiz verfolgt.

"Die Wut der Menschen ist deutlich zu spüren, ebenso wie ihre Enttäuschung über die Regierung", sagte Thanathorn der Nachrichtenagentur AFP vor dem Lauf. "Das ist der erste Schritt zu einem grundsätzlichen Wandel in Thailand", fügte er hinzu.

Zahlreiche Demonstranten zeigten als Zeichen ihrer Kritik an der Regierung den Drei-Finger-Gruß, eine aus der Filmreihe "Die Tribute von Panem" bekannte Geste. "Ich will eine Regierung, die sich um die Menschen kümmert und Geld für unser Wohl und die Umwelt ausgibt, statt Panzer und U-Boote zu kaufen", sagte der Läufer Gig, der sich als Panzer verkleidet hatte.

Auch in anderen Städten beteiligten sich tausende Menschen an Protestläufen, darunter in der südlichen Provinz Pattani und in der bei Touristen beliebten Stadt Chiang Mai im Norden des Landes.

Auch Anhänger von Regierungschef Prayut, dessen Spitzname "Onkel Tu" lautet, gingen auf die Straße. In einem anderen Park Bangkoks fanden sich mehrere tausend vor allem ältere Demonstranten zu einem "Spaziergang zu Onkels Unterstützung" ein.

Prayut war im Juni zum ersten zivilen Regierungschef des Landes seit dem Militärputsch von 2014 ernannt worden. Der ehemalige Armeechef hatte den Putsch vor fünf Jahren angeführt. Die Parlamentswahl im März, aus der Prayut als Sieger hervorging, war von Betrugsvorwürfen überschattet. Ihre Ergebnisse wurden erst mehr als einen Monat später veröffentlicht.

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