APA - Austria Presse Agentur

Tennisturnier in Zadar wird zu Politskandal

Das Tennisturnier in Zadar, Teil der umstrittener Adria-Tour des Weltranglistenersten Novak Djokovic entwickelt sich nach mehreren positiven Coronatests in Kroatien zu einem immer größeren Skandal.

Der kroatische Premier Andrej Plenkovic, der am Wochenende an dem Turnier teilnahm, unterzog sich einem Covid-Test, Medien kritisieren schwere Versäumnisse. Plenkovic, der am Montag negativ auf das Coronavirus getestet wurde, geriet unter Druck, nachdem er am Samstag auf vollen Tribünen ein Tennisspiel mitverfolgte und sich auch kurz mit Djokovic traf. Nach Angaben von kroatischen Epidemiologen bestand bei dem Regierungschef allerdings keine Gefahr für eine Infektion, da er auch nicht mit den später positiv getesteten Spieler zusammenkam. Trotzdem habe er sich dem Test habe er sich aus präventiven Gründen unterzogen, erklärte sein Sprecher. Freilich ist mittlerweile auch Djokovic positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Das Turnier in Zadar sei eine Werbung für Zadar und Kroatien, sagte Plenkovic im Vorfeld des Events. Das Adrialand bemüht sich, mit dem Image eines epidemiologisch sicheres Land möglichst viele Touristen anzuziehen. Die Ereignisse in Zadar sorgen nun für negative Schlagzeilen. Sloweniens Gesundheitsminister Tomaz Gantar brachte am Montagabend sogar eine Grenzschließung zum Nachbarland ins Spiel.

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Die Medien berichten über schwere Versäumnisse, die Corona-Schutzmaßnahmen sollen weitgehend ignoriert worden sein: die Tribünen waren teilweise überfüllt, zwischen den Zuschauern gab es keine genügende Distanz, es soll auch keine Desinfektionsmittel gegeben haben. Dazu fanden mehrere begleitende Veranstaltungen statt, bei denen die Tennisprofis in Kontakt mit zahlreichen Zuschauern, Sportlern, Politikern und auch Kindern kamen.

Die Epidemiologen haben nun die Hände voll, um zu untersuchen, wer mit den infizierten Tennisspielern in engem Kontakt war. Bisher wurden knapp 100 Menschen in die Selbstisolierung geschickt, darunter auch der Bürgermeister von Zadar, Branko Dukic, und Präfekt der Gespanschaft Zadar, Bozidar Longin. Über 600 besorgte Bürger traten inzwischen mit dem epidemiologischen Dienst in Kontakt.

Die Verantwortung für das Fiasko in Zadar, das sich zu einem Coronaherd entwickeln könnte, übernimmt niemand. Aus dem für die Corona-Maßnahmen zuständigen Zivilschutzstab hieß es, dass die Organisation dem kroatischen Tennisverband überlassen worden sei, dass es aber klare Anweisungen für derartige Events gab. Der Tennisverband behauptet hingegen, die Regeln eingehalten zu haben.

Unterdessen betonte der kroatische Gesundheitsminister Vili Beros, dass die Ereignisse in Zadar "eine große Warnung" seien. "Diese Situation ist nicht unerwartet", sagte er laut Medien und lobte die rasche Reaktion der Epidemiologen. "Das, was passiert ist, ist die Normalität der neuen Normalität. Unserer Gesundheitssystem ist vorbereitet", betonte er weiter. In Zadar wurden infolge des Ausbruchs die Krankenhäuser und Seniorenheime für Besucher gesperrt.