APA - Austria Presse Agentur

Testweise Grenzeinsatz mit Drohnen gegen Schlepper

Österreichs und Sloweniens Polizei haben am Dienstagnachmittag am steirisch-slowenischen Grenzübergang Spielfeld gemeinsam den Einsatz von Drohnen zum Aufspüren von Schleppern und illegalen Grenzgängern geübt. Die Zusammenarbeit bei der Grenzüberwachung in den Westbalkanstaaten, bei der EU-Außengrenze und bei den nationalen Grenzen soll noch verstärkt werden, kündigten die Minister beider Länder an.

"Lieber Kollege Karl", "lieber Ales" - betont amikal zeigten sich die Innenminister von Österreich und Slowenien beim gemeinsamen Besuch einer Drohnenübung der Polizeikräfte in Spielfeld-Sentilj, die der Schlepperkriminalität im Grenzraum Einhalt gebieten soll. "Die Anstrengungen richten sich gegen organisierte Kriminalität, illegale Migration und gegen die Schlepper", sagte Karl Nehammer (ÖVP) in einem Zelt des früheren "Grenzmanagements" am Bundesstraßen-Grenzübergang Spielfeld. Er wies darauf hin, dass es seit den "Provokationen" Ankaras an der griechisch-türkischen Grenze bei Evros eine verstärkten Migrationsdruck gebe. "Das spüren wir auch in Österreich und Slowenien", sagte der Minister. Zudem würden sich rund 20.000 illegale Migranten in Bosnien-Herzegowina und Serbien aufhalten.

Laut Nehammer seien die Polizeikräfte "gut zusammengespielt", um die Sicherheit etwa in Spielfeld oder beim Karawankentunnel zu gewährleisten. Auch im Bereich der Anti-Coronavirus-Maßnahmen gebe es zwischen Slowenien und Österreich eine "vertrauensvolle Kooperation". Man evaluiere die Lage ständig, sagte Nehammer auf APA-Anfrage, bei Clustern müsse man rasch handeln. Dabei gehe es um einen Maßnahmen-Mix von Bund und Ländern.

Der slowenische Innenminister Ales Hojs pflichtete seinem Wiener Kollegen in Sachen Infektionen mit Covid-19 bei: "Wir haben leider steigende, schlechte Zahlen. Einen zweiten Lockdown, einen wie im Frühjahr, wollen wir nicht. Wir werden schauen, dass Grenzübertritte weiterhin möglich sind." Über die eventuelle Schließung von Gaststätten und Fitnesscentern in Slowenien werde am Dienstagnachmittag noch verhandelt, sagte Hojs.

Bei der Übung selbst waren vier Drohnen in der Luft, erst zwei slowenische, dann zwei österreichische. Sie beobachteten fünf "illegale Grenzgänger", die nach Österreich zu gelangen versuchten. Die slowenische Polizei hielt dabei die österreichischen Kollegen ständig telefonisch informiert, als Schlepper die illegalen Migranten kurz vor der Grenze aussteigen ließen und diese zu Fuß versuchten, weiter zukommen. Da übernahmen die österreichischen Drohnenpiloten und leiteten die Polizisten am Boden zu der Stelle, wo die Grenzgänger vorbeikommen mussten und wo sie gestellt wurden. Die slowenische Polizei kümmerte sich um den Schlepper. Eine ähnliche Übung hatte es im August 2020 am Grenzübergang Nickelsdorf zu Ungarn gegeben.

Österreich hat momentan 40 Drohnen und 90 Piloten zur Verfügung. Derzeit werde in Übungen unter realistischen Bedingungen - sprich im täglichen Einsatz - evaluiert, welche Modelle am besten geeignet seien und welche mit Wärmebildkamera und eingeblendeten Geodaten ausgestattet werden könnten, sagte Nehammer. Slowenien hat laut Hojs 24 Drohnen im Einsatz, 50 sollen noch dazu kommen. Man möchte dabei von Österreichs Erfahrungen profitieren. In einer zweiten Phase sollen dann Teams zur Überwachung aus der Luft in Kooperation von Militär und Polizei geformt werden. Österreich hat laut Nehammer heuer bisher 250 Schlepper festgenommen. Slowenien stellte laut Minister Hojs heuer über 100, 2019 waren es 180 Schlepper.