APA - Austria Presse Agentur

The Intersphere mit komplexem Rock und Gesellschaftskritik

Sie stehen seit bald 20 Jahren für komplexe Rocksongs, die nicht vor Eingängigkeit zurückschrecken: Auf ihrem sechsten Album "Wanderer" haben The Intersphere diese Rezeptur verfeinert und mit neuen Zutaten angereichert. Dabei bietet die deutsche Rockband gesellschaftskritische Inhalte ebenso wie eine emotionale Tiefe. "Der Titel beschreibt letztlich die Reise, die die Menschheit bisher gegangen ist", fasste es Sänger Christoph Hessler zusammen.

Nicht nur durch die Coronapandemie sei viel ins Wanken geraten. "Wir haben das Gefühl, dass momentan alles am Scheideweg steht", meinte Hessler im APA-Interview. "Es gibt jede Menge Entscheidungen zu treffen - im Hinblick auf den Klimawandel, aber auch die Wirtschaftssysteme sind zu überdenken. Es sind einfach die großen Fragen, die den Menschen viel abverlangen." Klar gibt es da auch Konfliktpotenzial, was sich etwa in harten Nummern wie "Heads Will Roll" oder "A La Carte" entlädt. "Das ist sozusagen der schwarze Block", verwies Hessler auf die zentral gesetzten Stücke, die sich mit politischen Systemen oder organisierter Religion auseinandersetzen.

In dieser Reihe ist auch "Always On The Run" zu nennen, das passenderweise das Tempo anzieht. Hier nennt Hessler den deutschen Soziologen Hartmut Rosa und sein Buch "Unverfügbarkeit" als Referenz. Zwar sei ständig alles verfügbar und könne man Informationen zu jedem beliebigen Thema einholen. "Aber gleichzeitig entfernen wir uns immer weiter von uns selbst und können den Moment gar nicht mehr genießen, womit natürlich viel Lebensqualität eingebüßt wird." Als Kontrast zu diesen Stücken setzt das Quartett am Ende mit "Treasure Chest" und "Under Water" Songs über Beziehung und Vaterschaft. "Es ist ein versöhnliches Ende, was uns sehr wichtig war."

Der thematischen Breite stehen die Sounds jedenfalls in keiner Weise nach. Vom eingängigen Alternative-Rock des Openers über den stampfenden Gestus von "Heads Will Roll" bis zu melancholischen Momenten und ziemlich beeindruckenden Zwischenspielen servieren The Intersphere alles, was sie auch in der Vergangenheit aus der Masse herausstechen ließ. Ein genaues Hinhören lohnt sich ohnehin immer, sind Hessler und Co doch bekannt für Detailverliebtheit und exzessive Studioarbeit, deren unzählige Schichten sich ausführlichst analysieren lässt.

So seien auch diesmal in der Entstehungsphase die Ideen "sehr weit draußen" gewesen, wie Hessler erklärte. "Wir wollten bewusst ein bisschen umdenken." Zunächst habe man sogar mit dem Vorhaben geliebäugelt, einfach einzelne Singles zu veröffentlichen - "vielleicht auch um die Leute ein bisschen vor den Kopf zu stoßen". Nach den allen voran pandemiebedingten Verzögerungen sei man dann doch wieder beim Albumformat gelandet und musste erkennen, wie stark der eigene Sound ist. "Wir haben die Sachen quasi in unseren Kosmos zurückgeholt. Es hat uns schon überrascht, wie viel es ausmacht, wenn wir als Band die Songs spielen. Da kannst du es gar nicht so weit verdrehen, dass man uns nicht mehr erkennt." Und das ist gut so. Live kann man The Intersphere dann voraussichtlich Anfang 2024 auch in Österreich erleben.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - www.theintersphere.com)