Thomas Schubert kämpft beim Filmpreis um die Kirsche
APA: Ihre Figur des Leon in "Roter Himmel" ist der wohl unsympathischste Charakter, den Sie bisher in Ihrer Karriere gespielt haben - und die Rolle, mit der Sie bisher am meisten Erfolg hatten. Überrascht Sie das?
Thomas Schubert: Na ja, ich habe auch schon Frauenmörder und Vergewaltiger gespielt - ich hatte also auch schon "schlimmere" Rollen. Aber es ist in der Tat lustig, dass eine Figur, von der mir ganz viele sagen, dass sie sie hassen, nun so erfolgreich ist.
APA: Ist das für Sie selbst von Relevanz, ob Sie eine Figur, die Sie spielen, mögen oder nicht?
Schubert: Das ist mir an sich ganz egal. Mir ist nur wichtig, dass sie interessant ist. Nett und uninteressant wäre viel schlimmer - und davon bekommt man wahrlich genug angeboten. Aber ein vielschichtige Figur zu spielen, ist mir klarerweise wesentlich lieber.
APA: Sind Sie uneitel vor der Kamera?
Schubert: Als Schauspieler zu sagen, man sei uneitel, ist schwierig, weil man ja immer davon abhängt, wie man wahrgenommen wird. Kann man überhaupt uneitel sein als Schauspieler? Meine Form von Eitelkeit ist, immer anders zu wirken in jedem Film. Ich möchte nicht nur ein Genre bedienen, sondern ganz verschiedene Sachen spielen. Mal bin ich der Unsympathler, mal der Held. Das ist meine Form von Eitelkeit.
APA: Sie sind nominiert mit renommierten Kollegen wie Mads Mikkelsen. Ist das mehr Ehre oder mehr Druck?
Schubert: Ich habe mir von Anfang an nichts erwartet von meiner Karriere - und ich fange sicher nicht heute Abend an. Ich finde schon alleine die Nominierung hammer! Mit solchen Kollegen in einer Kategorie zu sein, ist großartig. Und alles weitere wäre einfach die Kirsche obendrauf.
APA: Was bedeutet, Sie haben sich nichts erwartet?
Schubert: Ich bin nie mit einer Erwartungshaltung in eine Casting gegangen, sondern habe immer die Haltung bewahrt: "Das wird eh alles nichts." Das ist natürlich ein psychologischer Schutzmantel, aber den habe ich mir bewahren können.
APA: Zugleich müssen Sie mittlerweile ja offenbar gar keine Castings machen, zumindest hat Sie Christian Petzold für "Roter Himmel" direkt angefragt...
Schubert: Ich bekomme mittlerweile tatsächlich auch einfach direkte Rollenangebote. Auf der anderen Seite habe ich aber kein Problem mit Castings - die gehen ja in beide Richtungen. Es geht nicht mehr um die Frage, ob man überhaupt was kann, sondern eher darum, dass man schaut, ob man miteinander arbeiten kann und will. Als Schauspieler ist man schließlich total abhängig davon, dass du demjenigen, der dich inszeniert, vertrauen kannst.
APA: Mit einer Nominierung beim Europäischen Filmpreis ist die internationale Sichtbarkeit natürlich deutlich höher als zuvor. Hätten Sie Interesse an einer internationalen Karriere?
Schubert: Das wäre natürlich spannend. Mal schauen, was sich mit der verstärkten Visibilität durch den Preis auftut. Es gibt ein paar ganz interessante Ideen... Aber "Nein" würde ich in jedem Falle nicht sagen.
(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)
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