Tintenfisch-Fang bedroht laut Report auch die Meereswelt

Industrieller Fang vervielfacht sich laut NGO seit Jahrzehnten
In der vergangenen Dekade sind durchschnittlich fünf Millionen Tonnen Tintenfische pro Jahr gefangen worden.

Laut dem publizierten Greenpeace-Report "Squids In The Spotlight" haben sich die Fänge seit 1950 mehr als verzehnfacht. Das führe zu einer "nie da gewesenen Bedrohung der Tintenfischpopulationen und in weiterer Folge auch der Hochsee insgesamt". Für die NGO ein Grund mehr für ein substanzielles UN-Hochseeschutzabkommen einzutreten.

Der Report wurde zum heutigen Start der vierten, bis 18. März in New York angesetzten Verhandlungsrunde für ein solches Abkommen veröffentlicht. Warum der Bestand der Meeresbewohner aus der Gattung der Kopffüßer von auch für deren Lebensraum von Bedeutung ist, erläutert der Meeresexperte bei Greenpeace in Österreich, Lukas Meus: "Tintenfische sind essenziell, um Meere gesund zu halten: Als Räuber und Beutetiere erhalten sie ganze Nahrungsnetze. Gehen Tintenfisch-Populationen zurück, hat das katastrophale Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt der Meere." Zudem würden die Fangflotten Grundschleppnetze verwenden, in denen auch andere Meerestiere als Beifang qualvoll verenden

Österreich importiert rund 1.800 Tonnen Tintenfische jährlich

Laut der heimischen Greenpeace-Dependance importiert Österreich durchschnittlich rund 1.800 Tonnen Tintenfische pro Jahr. Weltweit stieg der industrielle Fang von Tintenfischen laut dem Report jedenfalls sprunghaft an: Wurden 2015 im Indischen Ozean nur 30 Fangschiffe registriert, waren es Ende 2019 bereits 279. Im Südwestatlantik wurden in der Fangsaison 2020/21 über 500 Fangschiffe vor der Küste Argentiniens gezählt. Dort zählt der Argentinische Kurzflossenkalmar zu einer der am stärksten ausgebeuteten Meerespopulationen in diesem Gebiet, heißt es in "Squids In The Spotlight".

Fangflotten auf der Jagd nach Tintenfischen werden kaum überwacht und gehen de facto ohne jegliche Kontrollen über ihren Fang ihrer Arbeit nach, berichtet Greenpeace - und sie sind nicht die einzigen: "Die industrielle Massenfischerei, aber auch rohstoffhungrige Großkonzerne beuten die Weltmeere aus und bringen das Ökosystem an den Rand des Kollaps. Wir brauchen unbedingt weitreichende Meeresschutzgebiete, damit sich die Bestände wieder erholen können," so Meus.

Vertragsstaatenkonferenz soll Schutzgebiete errichten

Essenziell für ein Netzwerk an Meeresschutzgebieten ist ein Hochseeschutzabkommen, das laut der NGO unter anderem ein Netzwerk an Schutzgebieten als vorrangiges Ziel definiert und das Schutzgebiete ermöglicht, in denen industrielle Tätigkeiten untersagt sind.

Ebenso fordert die Umweltschutzorganisation, dass im Abkommen eine Vertragsstaatenkonferenz (COP) festgelegt wird, die Schutzgebiete errichten kann. Fast fünf Millionen Menschen weltweit unterstützen die Forderung nach einem starken Abkommen zum Schutz der Meere, über 450.000 Menschen haben bereits die Greenpeace-Petition in Österreich unterschrieben.

"Damit die Meere nicht komplett aus dem Gleichgewicht geraten, müssen mindestens 30 Prozent der Meere bis zum Jahr 2030 unter strengen Schutz gestellt werden" definiert Meus wie wirksamer Meeresschutz aussehen sollte. Die erste UN-Meereskonferenz endete vor fünf Jahren mit einer gemeinsamen Absichtserklärung aller 193 Mitglieder.

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