APA - Austria Presse Agentur

Tirol-Wahl: Mattle setzt sich "34 Prozent und mehr" zum Ziel

Tirols ÖVP-Obmann und Spitzenkandidat Anton Mattle setzt sich zehn Tage vor der Landtagswahl trotz sehr schlechter Umfragewerte die Prozent-Latte relativ hoch und gibt sich offenbar zunehmend optimistisch. Sein Wahlziel sei, "34 Prozent und mehr" zu erreichen, sagte Mattle Donnerstagabend bei einer von der "Tiroler Tageszeitung" veranstalteten Diskussion der Spitzenkandidaten im Innsbrucker Congress.

Zuletzt hatten Mattle und andere Parteigranden davon gesprochen, jedenfalls einen "3er" vor dem Ergebnis haben zu wollen und sich langsam - bestenfalls - Richtung 35 Prozent nach oben zu arbeiten. Umfragen gaben den Schwarzen zuletzt um die 30 Prozent oder weit darunter. Lediglich eine, in den Tiroler Bezirksblättern veröffentlichte Befragung wies zumindest 35 Prozent, mit einem Potenzial bis zu 39 Prozent, für die Tiroler Volkspartei aus. 34 Prozent - und damit ein zweistelliges Minus - nannte Mattle nunmehr ein "akzeptables Ergebnis". Er habe die Partei schließlich bei "29 Prozent übernommen". Im Jahr 2018 hatte die ÖVP mit bundespolitischem Rückenwind 44,26 Prozent eingefahren. "Mein Ziel ist es, Landeshauptmann von Tirol zu werden", tat der 59-jährige Platter-Nachfolger als Parteiobmann am Donnerstag einmal mehr kund.

SPÖ-Chef Georg Dornauer warb indes dafür, dass die Sozialdemokratie einen "stabilen Auftrag" erhält. Er ließ einmal mehr keinen Zweifel, eine "stabile, verlässliche Zweierkoalition" zu wollen. Dornauer hatte den gesamten Wahlkampf über klargemacht, die Roten nach fast zehn Jahren zurück in die Regierung bringen und mit der ÖVP - von der er ausgeht, dass sie stimmenstärkste Partei bleibt - regieren zu wollen. Einer Dreier- oder Viererkoalition erteilte der Spitzenkandidat erneut eine Absage, diese Varianten brächten zu viele "Minimalkompromisse" mit sich.

FPÖ-Obmann Markus Abwerzger erhob erneut den Anspruch "Ich will Landeshauptmann von Tirol werden." Die Freiheitlichen sah er im Aufwind, man wolle möglichst viel dazugewinnen. Man könne, aber müsse und werde nicht um jeden Preis regieren. Es gebe viele Möglichkeiten, auch fernab der ÖVP, so der blaue "Landeshauptmannkandidat". Es sei jedenfalls "nicht gottgegeben", dass die ÖVP immer in Tirol regieren müsse. Abwerzger, der das "Duell um Tirol" gegen die ÖVP ausgerufen hatte, hatte zuvor gegenüber der APA gemeint, dass er sich erwarte, von der ÖVP zu Koalitionsverhandlungen eingeladen zu werden, sollte man entsprechend dazugewinnen und die Volkspartei sehr stark verlieren. Der FPÖ-Chef will jedenfalls Platz zwei hinter der Volkspartei einfahren. Mattle hatte eine Koalition mit den Freiheitlichen ausgeschlossen.

Grünen-Spitzenkandidat Gebi Mair will am "stärksten bei den Jungen und jungen Erwachsenen" werden. Man wolle versuchen, nach der Wahl eine stabile Regierung zu bilden. "Wir Grüne ketten uns nicht an die ÖVP", erklärte Mair, dessen Partei bisher mit Schwarz regierte. Schwarz-Grün geht sich derzeit nach allen Umfragen nicht mehr aus. Wie eine solche stabile Konstellation ausschaue könne, werde man sehen, so Mair. "Ob mit drei oder vier Partnern", brachte er wie zuletzt andere Optionen ins Spiel. Mattle schätze er übrigens sehr, einer der "wenigen Katholiken in der Tiroler ÖVP".

Liste Fritz-Frontfrau Andrea Haselwanter-Schneider will indes "mehr Stimmen, mehr Prozente und mehr Mandate". Die Liste Fritz, die in Umfragen gut liegt, sei in der Vergangenheit der Motor für vieles gewesen, vor allem auch im Kontrollbereich. Die Menschen würden "saubere Politik" und Veränderung wollen.

NEOS-Spitzenkandidat Dominik Oberhofer sah in der Wahl eine "historische Chance", nämlich ein Ende der ÖVP-Dominanz. Er könne mit allen Partien gut zusammenarbeiten. Mit der FPÖ hatte er bereits eine Koalition ausgeschlossen. Oberhofer gab erneut ein Bekenntnis zu einer Dreierkoalition ab und will mitregieren. MFG-Spitzenkandidatin Elfriede Hörtnagl-Zofall zeigte sich überzeugt, in den Landtag einzuziehen - obwohl alle bisherigen Prognosen das Gegenteil aussagen. "Tirol wünscht sich diese Veränderung. Das ist der Zuspruch, den wir erfahren."

Inhaltlich verlief die mehr als zweistündige Diskussion entlang der bekannten Linien. Alle sprachen sich mittlerweile etwa für einen Rechtsanspruch auf ganztätige Kinderbetreuung aus. Weiter Themen waren leistbares Wohnen, Teuerung und Verkehr. Dabei wurden großteils die bereits bekannten Positionen sichtbar. Emotional wurde es zwischenzeitlich bei der Frage des Ausbaus des Kraftwerks Kaunertal, bei der Mair und Oberhofer aneinandergerieten.