APA - Austria Presse Agentur

Tory-Parteigrößen fordern Absage an Kompromiss mit Labour

In der konservativen britischen Regierungspartei wächst der Widerstand gegen einen Brexit-Kompromiss mit der oppositionellen Labour-Partei. Gut ein Dutzend Tory-Politiker riefen Premierministerin Theresa May in einem Brief in der Londoner "Times" am Dienstag dazu auf, die Labour-Forderung nach einer Zollunion mit der EU abzulehnen.

Unterzeichnet war der Brief unter anderem von Ex-Außenminister Boris Johnson sowie den beiden ehemaligen Brexit-Ministern David Davis und Dominic Raab. Labour fordert eine sehr viel engere Anbindung Großbritanniens an die EU als bisher von der Regierung geplant. Unter anderem soll das Land nach dem Willen von Labour in einer Zollunion mit der EU bleiben.

Die Mitglieder einer Zollunion haben gemeinsame Außenzölle, an den Binnengrenzen gibt es dann keine Zölle mehr. Warenkontrollen sind daher weitgehend überflüssig. Befürworter eines klaren Bruchs mit Brüssel lehnen das aber ab, weil London dann nach dem Austritt aus der EU keine eigenen Freihandelsabkommen mit Drittstaaten wie den USA oder China abschließen könnte.

Die Regierung führt seit mehreren Wochen Gespräche mit Labour, nachdem das mit Brüssel ausgehandelte Brexit-Abkommen Ende März zum dritten Mal im britischen Parlament gescheitert war. Für den Fall eines Scheiterns der Gespräche hatte May angekündigt, die Abgeordneten erneut über Alternativen zum ihrem Deal abstimmen zu lassen. Ob sich dadurch ein Durchbruch erreichen lässt, ist aber zweifelhaft. Frühere Abstimmungen dieser Art waren ohne Ergebnis ausgegangen.

Eigentlich hätte Großbritannien am 29. März aus der EU austreten sollen. Die Frist wurde inzwischen bis zum 31. Oktober verlängert. Mit Spannung wird erwartet, wie sich die britischen Wähler bei der Europawahl am 23. Mai äußern. Umfragen lassen einen Sieg der vom EU-Gegner Nigel Farage gegründeten "Brexit Party" erwarten, während Mays Konservativen ein Absturz hinter die Labour Party auf den dritten Platz droht. Deutliche Zugewinne werden den pro-europäischen Liberaldemokraten und Grünen vorhergesagt.