APA - Austria Presse Agentur

Tote durch russischen Artilleriebeschuss in Charkiw

Im Gebiet Charkiw sind offiziellen Angaben zufolge durch russischen Artilleriebeschuss mindestens acht ZivilistInnen getötet worden.

Weitere 19 seien verletzt worden, teilte Gouverneur Oleh Synjehubow am Montag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Unter den Todesopfern war demnach ein 13-jähriges Kind und unter den Verletzten zwei Kinder zwischen vier und neun Jahren. Das Asow-Regiment spricht von einem russischen Giftgas-Angriff in Mariupol.

Die russischen Truppen sollen auch aus der Luft abgeworfene Verzögerungsminen einsetzen, die erst auf Bewegung reagieren. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

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Ukrainische ZivilistInnen in Gefangenschaft?

In den 24 Stunden zuvor waren in dem Gebiet ukrainischen Angaben zufolge elf Menschen getötet worden, darunter ein siebenjähriges Kind. Russische Truppen sollen über 60 Mal mit Artillerie, Mehrfachraketenwerfern und Mörsern angegriffen haben. Russland führt seit beinahe sieben Wochen einen Angriffskrieg gegen sein Nachbarland.

Die Regierung in Kiew wirft Russland zudem vor, ukrainische ZivilistInnen gefangen zu halten, einige von ihnen in Russland. "Es gibt viele Priester, Journalisten, Aktivisten, Bürgermeister und allgemein Zivilisten, die im Gefängnis sitzen", sagt Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk in einer Fernsehansprache. Dies geschehe nicht einmal auf ukrainischem Boden, sondern in den russischen Regionen Kursk, Brjansk und Rostow. Die Angaben sind nicht überprüfbar. Russland hat verneint, gegen Zivilisten vorzugehen.

Am Montag konnten nach ukrainischen Angaben 4.354 Menschen aus belagerten Städten evakuiert werden. Wereschtschuk teilte mit, 556 Menschen sei es gelungen, die eingekesselte Stadt Mariupol zu verlassen.

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Lage in Mariupol spitzt sich zu

In Mariupol hat – kurz nach einer russischen Drohung mit dem Einsatz von Chemiewaffen – das ukrainische Asow-Regiment von einem angeblichen Angriff mit Giftgas berichtet. Eine unbekannte Substanz sei mit einer Drohne über der seit langem umkämpften Stadt abgeworfen worden, teilte Asow am Montagabend in seinem Telegram-Kanal mit.

Der öffentliche-rechtliche ukrainische TV-Sender Suspilne berichtete aber, es gebe keine Bestätigung durch offizielle Stellen. Zwar hielten Militärquellen die Wahrscheinlichkeit eines Chemiewaffenangriffs durch die russische Seite für "sehr hoch". Der Sender bemühe sich um eine Bestätigung durch Militär oder Geheimdienst. Den Asow-Angaben zufolge litten die getroffenen Personen unter Atembeschwerden und Bewegungsstörungen.

Nach Angaben westlicher MilitärexpertInnen spitzt sich die Lage in Mariupol zu. Russische Kräfte hätten die ukrainischen Verteidiger zurückgedrängt. Die Ukrainer haben sich unter anderem in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt. Der Militärsprecher der prorussischen Separatisten von Donezk, Eduard Bassurin, sagte, eine Einnahme der unterirdischen Befestigungen auf dem Fabrikgelände wäre zu verlustreich. Deshalb solle man auf chemisch bewaffnete Truppen setzen.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verwies in seiner nächtlichen Videoansprache auf diese Drohung. "Wir nehmen das höchst ernst." Ein möglicher Chemiewaffenangriff sollte für ausländische Staaten Anlass sein, noch härter auf die russische Aggression zu reagieren, sagte Selenskyj.

Russland hat im Syrien-Krieg nicht selbst Chemiewaffen eingesetzt, aber den nachgewiesenen Abwurf von Bomben mit Giftgas durch die syrische Regierung gedeckt und abgestritten.