APA - Austria Presse Agentur

Tourismus im Sommer erholt, Corona trübt Aussicht auf Winter

Der Tourismus in Österreich hat sich heuer im Sommer erholt, Nächtigungen und Einnahmen liegen über dem Vorjahr, aber immer noch weit unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. Das Covid-19-Infektionsgeschehen trübe allerdings die Aussichten auf den Wintersaison, so das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Die Einnahmen lagen in der bisherigen Sommersaison bei 10,2 Mrd. Euro. Das waren um 22 Prozent mehr als im Zeitraum Mai bis September 2020, aber um 18,2 Prozent weniger als 2019.

Die Nächtigungen beliefen sich auf 58,3 Millionen - ein Plus von rund 18 Prozent gegenüber 2020 und minus 17,2 Prozent im Vergleich zu 2019. Die Sommerhauptmonate Juli bis September hätten sich besser entwickelt als 2020, im August und September 2021 sei die Nächtigungszahl sogar über jener von 2019 gelegen (plus 2,8 Prozent bzw. plus 1,8 Prozent), so das Wifo in der am Dienstag veröffentlichen Tourismusanalyse zum Zeitraum Mai bis September. Für das gesamte Sommerhalbjahr von Mai bis Oktober erwartet erwarten die Wirtschaftsforscher einen Nächtigungszuwachs von rund 22 Prozent und im Vergleich zur Sommersaison 2019 einen Rückgang um rund 17 Prozent.

Der Ausblick ist getrübt. "Die Aussichten für die kommenden Monate und damit für die im Fall Österreichs so wichtige touristische Wintersaison bleiben höchst unsicher, wobei die aktuelle epidemiologische Lage Anlass zu Pessimismus gibt", so das Wifo. Es sei zu befürchten, dass die in Österreich und auch in anderen europäischen Ländern stark steigenden Infektionszahlen und damit einhergehenden notwendigen Corona-Maßnahmenverschärfungen "massive Auswirkungen auf die potenzielle wie realisierte Nachfrage nach Urlaubsreisen haben werden".

Neben einer Zurückhaltung bei Buchungen sowie Stornierungen bereits gebuchter Reisen durch verunsicherte Gäste stünden auch Reisewarnungen der für Österreich wichtigsten Quellmärkte im Raum. Gemeint ist damit vor allem Deutschland. "Die niedrige heimische Impfquote, die zudem in einigen tourismusintensiven Regionen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt, treibt nicht nur das epidemiologische Geschehen, sondern konterkariert auch das Image Österreichs als sicheres Urlaubsland", hielt das Wifo fest.

Sowohl ein strenges wie auch ein zurückhaltendes Pandemie-Management schränke das Nachfragepotenzial ein. Intensive Anstrengungen zur Erhöhung der Impfbereitschaft der Bevölkerung durch positive wie negative Anreize (beispielsweise zielgruppenspezifische Aufklärung respektive kostenpflichtige Covid-19-Tests) für noch Ungeimpfte erschienen auch aus tourismuspolitischer Sicht als das effektivste Konjunkturpaket für die österreichische Tourismuswirtschaft und "können helfen, einen massiven volkswirtschaftlichen Schaden abzuwenden".

"Prognosen zur angelaufenen Wintersaison sind unter diesen Rahmenbedingungen kaum möglich", heißt es in der heutigen Pressemitteilung. Die Wirtschaftsforscher haben aber einige Annahmen getroffen: Ab Weihnachten wieder merklich sinkende Infektionszahlen mit Aufholen der Tourismus-Nachfrage ab Jänner, keine neuerlichen Corona-induzierten Betriebsschließungen oder internationale Reisebeschränkungen und auch Zahlen einer Umfrage der nationalen Tourismusmarketing-Organisation Österreich Werbung. "Unter diesen Bedingungen ergäbe sich für das Kalenderjahr 2021 ein Gesamtnächtigungsvolumen von rund 81,5 Millionen", das wären um rund 17 Prozent weniger als im ersten Coronajahr 2020 und um 46,7 Prozent weniger als vor der Pandemie im Kalenderjahr 2019. In der Wintersaison 2021/22 (November bis April) würde die Zahl der Nächtigungen rund 53,5 Millionen erreichen und läge damit um rund 27 Prozent unter jener der Wintersaison 2018/19." Der vergangene touristische Winter 2020/21 war infolge des monatelangen Lockdowns von November bis Pfingsten ein Totalausfall, das vorletzte Winterhalbjahr 2019/20 war ab Mitte März 2020 von Corona betroffen.