Trennung, Rückenschmerzen, Krebs: Ambros war "in der Hölle"

Ambros wird 70 und stellt in neuem Buch "ein paar Dinge" klar
Die letzten zehn Jahre waren für Wolfgang Ambros keine leichten: "Ich war in der Hölle", resümiert der Musiker in einem neuen Buch, das anlässlich seines 70. Geburtstages (19. März) erschienen ist.

In "A Mensch möcht i bleib'n" erzählt der ewige "Wolferl" von Schicksalsschlägen. "Die Idee kam vom Verlag. Nach längerem hin und her habe ich mir gedacht, na gut, ich kann so ein paar Dinge in einem Ausmaß klarstellen, wie es sonst nicht möglich wäre", so Ambros im APA-Gespräch.

Ein Krebsleiden, unerträgliche Rückenschmerzen, verstärkt durch eine nicht nach Wunsch verlaufene Operation, die unschöne Trennung von der Mutter seiner Zwillinge und die damit einhergehend Entfremdung von den Kindern - über all das findet Ambros in dem Buch offene Worte. In der "langen dunklen Zeit" hätten ihm seine Auftritte geholfen: "Ich habe mir (dabei) die Bestätigung geholt, dass ich trotz meiner Behinderung noch immer interessante Musik mache und Menschen dazu bewege, zu mir ins Konzert zu kommen", sagt Ambros im Interview.

Was ist schwieriger zu ertragen, die körperlichen Schmerzen oder die seelischen? "Also körperliche Schmerzen habe ich fast nicht mehr." Eine weitere schwere Operation hat ihn davon befreit, auch wenn er nur mehr mit Stöcken gehen kann und zu 80 Prozent behindert ist. "Seelische Schmerzen? Ich weiß nicht, ob das noch eine Rolle spielt. Manche Dinge muss man einfach zur Kenntnis nehmen, wie sie sind. Und die darf man nicht zu nahe an sich heranlassen", sinnierte Ambros.

"A Mensch möcht i bleib'n" hat allerdings auch erfreuliche Kapitel, etwa jene über die neue Partnerin an Ambros' Seite oder über den Lebensabschnitt in Wien vor dem Durchbruch. "Die ganzen Bands, die es damals gegeben hat", schwärmte der Sänger im Gespräch. "Novak's Kapelle, Gipsy Love et cetera, tolle, grandiose Formationen. Für mich war das bis zum Zerreißen spannend, weil ich dabei sein wollte. Ich hab gut singen können, aber da waren so viele andere. Ich bin damals furchtbar jung gewesen. Die anderen haben sich eher amüsiert über meine Ambitionen. Das hat mich schon auch beflügelt."

Auch Sex & Drogen kommen im Buch nicht zu kurz. "Nicht alles was verboten ist, ist unbedingt schlecht", meinte Ambros über die Erfahrung mit letzteren. "Es hat natürlich Nachteile, wenn man es übertreibt, wenn man sich zu sehr ausliefert. Aber es kann einem helfen bei der Kreativität. Es hilft dir beim Denken - kurzfristig zwar, aber immerhin. Für einen Text zu schreiben, ist sie gerade richtig, die Zeitspanne", lachte er.

"Wir waren die Revolution", schreibt Ambros über seine "Generation des Aufbruchs". Ist diese Revolution gelungen? "Sehr vieles, was wir erkämpft haben, ist heute selbstverständlich", antwortete Ambros. "Wir haben durchaus viel erreicht. Aber längst nicht das, was wir uns erträumt haben."

Politik widmet Ambros ebenfalls einen Abschnitt, nennt Namen und hält sich mit seiner Meinung nicht zurück. Illusionen macht er sich keine: "Hauptsächlich geht es darum, Mehrheiten zu erkämpfen. Wobei das Erkämpfen unter großen Anführungszeichen steht, weil es heutzutage eher ein Erschwindeln ist", analysierte Ambros. Und nach einer kurzen Gedankenpause: "Ich kenn mich schon nimmer aus. Es ist auch jeden Tag was anderes, wenn wir uns ehrlich sind. Es ist lustig: keine Impflicht mehr", schüttelte er den Kopf. Noch deutlicher heißt es im Buch: "Wenn uns die Coronakrise etwas gezeigt hat, dann ist es die unglaubliche Dummheit unserer Politiker."

Es ist der ehrliche "Wolferl", wie ihn seine Fans lieben, den man herausliest, wenn er etwa seine Erinnerungen an Falco teilt. "Ich bin weit davon entfernt, mich wichtig machen zu wollen", betonte Ambros. "Aber auf der anderen Seite, so wie ich es geschildert habe, so war es für mich." Bleibt noch zu klären, ob er glaubt, dass seine Geschichte über die Rückkehr aus "der Hölle" den Lesern Mut machen kann: "Ich hoffe es. Ich hoffe es sehr."

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