APA - Austria Presse Agentur

Trump laut Traina zu Treffen mit iranischer Führung bereit

US-Präsident Donald Trump ist nach den Worten seines Botschafters in Wien, Trevor Traina, zu einem Treffen mit der iranischen Führung im Atomstreit bereit. Washington möchte "eine Rückkehr der Iraner an den Verhandlungstisch", sagte Traina im Interview mit der Austria Presse Agentur. Zum ersten Jahrestag seines Amtsantritts bekräftigte Traina den Wunsch nach einem Besuch Trumps in Österreich.

Die USA hätten ein "klares Ziel" im Zusammenhang mit dem Iran, sagte Traina. Teheran solle sein Verhalten ändern und an den Verhandlungstisch zurückkehren. "Und ich bin optimistisch, dass wir das erreichen können", sagte der Diplomat, der die Differenzen zwischen den USA und Europa im Iran-Atomkonflikt herunterspielte. "Ich glaube, dass jeder hofft, dass wir an einem Punkt anlangen, an dem es ein neues und besseres Abkommen gibt", sagte er mit Blick auf den Iran-Atomdeal. "Es ist wichtig zu wissen, dass die USA und Europa ein gemeinsames Ziel haben, und zwar ein denuklearisierter und sich friedlich verhaltender Iran. Wir wollen alle genau dasselbe."

Traina versuchte dem Eindruck entgegen zu treten, dass Trump in den Atomkonflikten mit Nordkorea und dem Iran mit zweierlei Maß misst. "Der Präsident ist bereit, jeden zu treffen und hat angeboten, die iranischen Führer zu treffen, genauso wie die nordkoreanischen. Die iranischen Führer haben 'Nein' gesagt, (sie haben gesagt), dass sie den Präsidenten nicht treffen werden." Nordkoreas Diktator Kim Jong-un habe sich hingegen zu einem Treffen bereit erklärt, und in den bisherigen Gesprächen sei bereits "Historisches" erreicht worden. Trotz der jüngsten Rückschläge sei er weiterhin "sehr optimistisch".

"Liebend gerne" würde er Trump in Österreich sehen, sagte Traina auf die Frage nach einem Besuch des US-Präsidenten. "Ich kann derzeit nichts dazu sagen, außer dass ich denke, dass es großartig wäre." Mit Blick auf die jüngsten Besuche von mitteleuropäischen Regierungschefs im Weißen Haus sprach er von einer "koordinierten Strategie der US-Regierung", die Beziehungen zur Region zu vertiefen. Die USA seien in Mitteleuropa zu lange "abwesend" gewesen. Traina hob in diesem Zusammenhang auch die Bedeutung von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hervor, den Trump in Februar im Weißen Haus empfangen hatte. "Wir sehen in den Nachrichten, dass der Kanzler viel Zeit damit verbringt, mit dem Rest der EU zu sprechen und offenkundig eine Stimme der Autorität gegenüber den anderen Mitgliedern hat, was in letzter Konsequenz von Vorteil für Amerika ist."

"Ich bin natürlich voreingenommen, aber manchmal denke ich, dass Österreich eine größere Bedeutung hat als die Österreicher glauben. Österreich ist eine sehr stabile, wohlhabende, mittelgroße Demokratie in einer Region von strategischer Bedeutung mit einem großen Ansehen. Das macht Österreich zum perfekten Partner für Amerika", sagte Traina, der auch die österreichische Neutralität nicht als Hindernis für eine engere Kooperation ansieht. So habe es heuer schon zwei gemeinsame Militärübungen gegeben, und Österreich sei wegen seiner geografischen Lage "ein starker Partner" für Militärtransporte.

Auf die Frage nach dem jüngsten Protest der USA gegen die geplanten Regeln für die EU-Verteidigungsunion im Rüstungsbereich betonte Traina die grundsätzliche Unterstützung Washingtons für eine stärkere europäische Verteidigungspolitik. "Ich denke, dass es sehr gut für die USA ist, wenn die europäischen Staaten stark auf ihre Verteidigung vorbereitet sind", sagte er. Zum befürchteten Ausschluss von US-Konzernen aus Rüstungsvorhaben sagte er: "Ich denke, dass die europäischen Staaten amerikanische Ausrüstung entsprechend ihren Bedürfnissen kaufen oder nicht kaufen werden, und nicht auf Basis dessen, wie sie ihre Allianzen organisieren."

Traina hatte am 18. Mai die US-Botschaft in Wien übernommen. Damals hatte er versprochen, alle neun Bundesländer besuchen zu wollen. Ein Versprechen, das er nach eigenem Bekunden bereits "mehrfach" eingelöst hat. Neben Salzburg, das er schon kannte, haben es ihm besonders Graz, Innsbruck und die Wachau angetan. Bereits nach neun Monaten gelang es Traina, Kurz als ersten österreichischen Regierungschef seit 13 Jahren ins Weiße Haus zu bringen. Insgesamt habe es noch nie einen intensiven bilateralen Austausch zwischen den USA und Österreich gegeben. "Beginnend mit einem Dutzend Ministern und höchsten Regierungsvertretern, die ihre US-Amtskollegen getroffen haben, was noch nie da gewesen ist", bilanzierte Traina sein erstes Amtsjahr.

Darauf könne man nun aufbauen, weil Kanzler, Finanzminister, Verteidigungsminister oder Wirtschaftsministerin ihre jeweiligen Gegenüber kennen, sagte Traina. Noch heuer will er gemeinsam mit Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) eine Wirtschaftsdelegation in die USA führen. "Ich hoffe, dass das die größte Delegation von Österreichern in den USA aller Zeiten sein wird", sagte Traina. Schon jetzt seien die USA der zweitgrößte Abnehmer von österreichischen Waren seien, und die österreichischen Exporte in die USA im Vorjahr "zweistellig" gewachsen. "Amerikanische Konsumenten kaufen österreichische Waren, mehr als Österreicher amerikanische (Waren) kaufen. Das ist okay, solange beide Seiten weiterhin florieren", sagte er in Anspielung auf die Bemühungen Trumps, das Außenhandelsdefizit der USA zu verringern.

Zurückhaltend äußerte sich Traina, was die Europawahl und den Richtungsstreit zwischen Pro- und Antieuropäern in den EU-Staaten betrifft. Die USA wollen "ein starkes Europa". "Und es liegt an den Europäern, zu entschieden, auf welche Art und Weise sie stark sein wollen", vermied Traina eine Festlegung. Auch zu den EU-Reformvorschlägen von Kanzler Kurz sagte Traina lediglich, dass er diese "als privater Bürger mit Interesse" verfolge. "Ich sehe meinen Job als Diplomat darin, mit wem immer zusammen zu arbeiten, der vom österreichischen Volk gewählt wird." Die EU-Reformvorschläge von Kurz verfolge er "als privater Bürger mit Interesse", überlasse solche Fragen aber den EU-Bürgern. Traina räumte auch ein, dass die USA ihre Beziehungen mit den europäischen Staaten "auf einer bilateralen Basis" führen.

Auf die Frage, ob das Engagement von Trumps früheren Chefberater Steve Bannon für Europas Rechtspopulisten der US-Regierung peinlich ist, sagte Traina: "Ich denke nicht. Ich denke, die Politik wird immer internationaler. Man sieht Experten zwischen den Ländern reisen, das ist die heutige Dynamik." Bei Bannon handle es sich um einen "Privatbürger", fügte Traina hinzu.

(Das Gespräch führte Stefan Vospernik/APA)