APA - Austria Presse Agentur

Trumps-Corona-Fall bringt Börsen in schwierigeres Fahrwasser

Vier Wochen vor der US-Präsidentenwahl steuern die Börsen angesichts der Corona-Infektion von Amtsinhaber Donald Trump in unruhiges Fahrwasser.

Auch in der neuen Woche dürfte es für den Dax schwer werden, aus der Stagnation herauszukommen und wieder den Sprung über die Marke von 13.000 Punkten zu schaffen. Auch an der Wall Street ist die Unruhe groß.

Nach dem ersten Schreck über das positive Corona-Testergebnis von Trump machte der deutsche Leitindex im Handelsverlauf jedoch wieder Boden gut und ging nur noch 0,3 Prozent leichter aus dem Handel. Auf Wochensicht trieben Schnäppchenjäger die Kurse hoch, der Dax machte einen Gewinn von 1,8 Prozent. "Jenseits von Trumps positivem Corona-Test rücken die USA im Schlussquartal 2020 sowieso noch stärker in den Fokus der Märkte", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck.

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Trump gab am Freitag bekannt, dass er und seine Frau positiv auf den Krankheitserreger getestet wurden. Der US-Präsident wurde inzwischen in ein Militärkrankenhaus gebracht. Dabei handle es sich um eine Vorsichtsmaßnahme, erklärte das US-Präsidialamt. Allein aufgrund seines Alters gehört Trump zur Risikogruppe. Die USA befinden sich mitten im Präsidentschaftswahlkampf. Börsianer gehen davon aus, dass die Zeit bis zur Wahl am 3. November von Unsicherheit geprägt wird. Auch danach könnte eine Zitterpartie bevorstehen, zumal möglicherweise das Ergebnis erst verspätet vorliegt, wenn auch alle Briefwahlstimmen ausgezählt sind.

Normalerweise dürften Aktien aufgrund der jeweiligen Steuerpolitik von einem Wahlsieg des Republikaners profitieren und bei einem demokratischen Präsidenten unter Druck geraten, sagte Mark Dowding, Chefinvestor bei BlueBay Asset Management. "Aber Hoffnungen auf höhere Fiskalausgaben unter einer Biden-Präsidentschaft könnten andererseits die Märkte unterstützen, während Bedenken, dass ein knapper Trump-Gewinn soziale Unruhen schürt, problematisch sein dürften." Erst nach der Wahl sei absehbar, ob die Märkte das Corona-Jahr 2020 doch noch positiv abschließen könnten.

Mit Argusaugen beobachten Börsianer auch die Verhandlungen über ein weiteres Konjunkturpaket in den USA und die Auswirkungen, die Trumps Positiv-Test möglicherweise darauf hat. Die Demokraten haben eine 2,2 Billionen Dollar (1,88 Billionen Euro) schweres Hilfspaket im Repräsentantenhaus verabschiedet, das die Folgen der Corona-Krise abfedern soll. Eine Einigung sei zwar nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich, sagte Helaba-Expertin Claudia Windt. "Es hat im Senat, wo die Republikaner die Mehrheit haben, wohl keine Chance."

Konjunkturdaten dürften dagegen in der kommenden Woche kaum Impulse liefern, und auch von den Unternehmen sind keine wichtigen Daten absehbar. Unter anderem stehen in Deutschland die endgültigen Einkaufsmanagerindizes, die Industrieaufträge sowie Produktions- und Außenhandelsdaten auf der Tagesordnung. In den USA werden ebenfalls Einkaufsmanager- und Handelsdaten vorgelegt. "Immerhin sprechen die US-Konjunkturdaten auch für das vierte Quartal für - allerdings moderateres - Wachstum", sagte Merck-Finck-Experte Greil.