Tschechien will Atomenergie ausbauen - "Kein anderer Weg"

In der Ortschaft Dukovany steht eines der zwei tschechischen AKW
Tschechien hält am Ausbau der Atomenergie fest. "Es gibt keinen anderen Weg als die Kernenergie", sagte Industrieminister Karel Havlicek in einer Sendung des tschechischen Fernsehens vom Dienstag. Den Bedarf mit Erneuerbaren Energiequellen decken zu wollen, sei aus wirtschaftlicher, geografischer und technischer Sicht "Unsinn", erklärte der Unternehmer und Politiker.

Der Energiewende-Vorreiter Deutschland sei "ein sehr reiches Land, das sich solche Investitionen erlauben kann". Unterdessen wurde bekannt, dass der teilstaatliche Stromkonzern CEZ bereits vor Monaten zwei Tochterfirmen für den Bau neuer AKW-Blöcke an den beiden Standorten Temelin und Dukovany gegründet hat. Das sei ein klares Signal, dass der Investitionsprozess beginne, erklärte dazu Havlicek. Über die genauen Konditionen wird noch verhandelt. Es geht um die Frage, in welchem Umfang der Staat Garantien für Kredite zur Finanzierung der Bauprojekte übernimmt.

Als wichtigste Interessenten an dem Auftrag, zunächst in Dukovany einen neuen Reaktor für umgerechnet rund 10 Milliarden Euro zu bauen, gelten das südkoreanische Unternehmen KHNP und der russische Staatskonzern Rosatom. Umweltschützer kritisieren die bestehenden Atomkraftwerke in Tschechien seit Jahren als veraltet und pannenanfällig. Das AKW Dukovany lieg nur 35 Kilometer, das AKW Temelin nur rund 60 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.

Empörung gab es unter anderem in Österreich. Die ehemalige ÖVP-Umweltministerin Elisabeth Köstinger bezeichnet das Vorhaben Tschechiens als "massiv bedenklich. Der Ausbau der Atomenergie würde den Ausbau erneuerbarer Energien behindern", sagte Köstinger gegenüber der APA. Hinzukomme, dass die Frage der Endlagerung des Atommülls in Tschechien nicht geklärt sei, kritisiert die ÖVP-Nationalratsabgeordnete: Dass Tschechien ein Lager nahe der österreichischen Grenze suche, sei "absolut inakzeptabel".

Auch der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober (Grüne) übte scharfe Kritik. Den Bau neuer AKW-Blöcke in Temelin und Dukovany durch CEZ-Tochtergesellschaften bezeichnete Anschober als "europarechtswidrig". Anschober verwies in einer Aussendung auf die hohen Kosten von Atomenergie, in Europa gehe es "schrittweise in Richtung Atomausstieg". Aus diesem Grund, so der Grüne, sei ein "Ausstieg auch in Tschechien alternativlos."

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