Österreichischen Hochschulen fehlt das Geld, temporäre Schließungen sind nicht auszuschließen.

APA - Austria Presse Agentur

TU Wien: Was steckt hinter den "Uni friert"-Protesten?

Zuerst "Uni brennt", nun "Uni friert": Österreichische Hochschulen stehen vor einem Problem.

Am 7. November checkte ich geschwind mein Social Media, wurde jedoch nicht von süßen Tiervideos, sondern von meinen StudienkollegInnen an der TU Wien überrascht. Statt im Labor wurde im Resselpark beim Wiener Karlsplatz unterrichtet. Die Protestaktion warnte vor einer Zahlungsunfähigkeit  – und damit einer temporären Schließung – unserer Hochschulen.

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Mehr Geld für Hochschulen

Bereits in den frühen Morgenstunden begann der Aktionstag der Österreichischen Hochschulen, bei dem laut "derStandard" bis zu 9.000 Studierende für Budgetanpassungen für Hochschulen demonstriert haben. Sollte das Budget nicht angepasst werden, könnten heimische Hochschulen sich gezwungen sehen zu schließen. VertreterInnen der Hochschulen und der Studierenden fordern die Politik geschlossen zum Handeln auf.

"Wir können nicht mehr stillsitzen, während erneut im Bildungsbereich gespart wird. Wir rufen daher alle Studierenden dazu auf, heute um zwölf Uhr zur Demonstration im Resselpark zu kommen. Denn auf die Politik ist kein Verlass – wir müssen uns selbst um die Bildung kümmern, die uns zusteht. An unserer Zukunft darf nicht gespart werden!", erklärten die Hochschulvertretungen.

Schließungen über die Weihnachtszeit

Aufgrund der drohenden Zahlungsunfähigkeit überlegen die RektorInnen der Hochschulen bereits härtere Maßnahmen, sollte Wissenschaftsminister Martin Polaschek keine Neubudgetierung absegnen. Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien und Chefin der Universitätenkonferenz, plant bereits eine einmonatige Schließung der Wiener TU, etwa von Mitte Dezember bis Mitte Jänner. Hier soll wieder auf Distance-Learning-Modelle umgestellt werden, welche jedoch für viele eine Mehrbelastung darstellen.

Die Maßnahme erinnert an die Einführung der "Energieferien" 1974. Heute wie damals ist die Verfügbarkeit fossiler Rohstoffe ein Problem für die Budgets der österreichischen Politik. Die Geldnot an heimischen Universitäten überschattet den ersten "normalen" Semesterstart seit Beginn der COVID-19-Pandemie. HochschülerInnen wie auch MitarbeiterInnen der Unis fühlen sich im Stich gelassen.

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Hochschulen brauchen mehr Geld

Das neue Budget des Bildungsministeriums sieht eine Aufstockung von 500 Millionen Euro bis 2024 vor. Aufgrund von Teuerungen und notwendigen Nachbesetzungen von Professuren haben die Hochschulen jedoch mit 1,2 Milliarden Euro gerechnet. Nun wird laut Bundesministerium geprüft, wie man die Universitäten zusätzlich finanziell entlasten kann.

Wiener TU-Rektorin Seidler merkte "derStandard" gegenüber an, dass heimische Unis in den letzten drei Jahren ein Wachstum erfahren hätten. Erstmals stachen dieses Jahr mehrere österreichische Hochschulen in internationalen Vergleichen mit über 1800 Universitäten aus 104 Ländern hervor. Die Universität Wien, die MedUni Graz sowie die MedUni Wien konnten sich unter den besten 200 platzieren. Um dieses Wachstum fortführen zu können, braucht es nun dringend Geld.

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Mehr Geld, mehr Proteste

Nach ersten Beratungen hat Minister Polaschek nun eine erste Erleichterung versprochen. Während der Minister für 2023 und 2024 ein gemeinsames Budget von 800 Millionen für ausreichend hält, spricht Eva Blimlinger von den Grünen etwa von einer notwendigen Milliarde. Nun wurden für 2023 bereits insgesamt 400 Millionen zugesichert. Die Pläne für 2024 sind laut Minister "noch völlig offen".

Indes haben auch steirische Universitäten ihre Ungnade bekundet. Zum Protest aufgerufen haben am 15. November die Universität Graz, die TU Graz, die Kunstuniversität Graz, die Medizinuniversität Graz und die Montanuniversität Leoben. Zu Mittag soll es einen gemeinsamen Zug von den einzelnen Einrichtungen in der steirischen Landeshauptstadt zur Oper geben, wo um 13.00 Uhr die Abschlusskundgebung am Programm steht.