APA - Austria Presse Agentur

Türkische Wirtschaft wächst wieder - "Fragile Erholung"

Die türkische Wirtschaft kommt nach der Währungskrise wieder auf stabilere Beine. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs zwischen April und Juni um 1,2 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Das ist bereits das zweite positive Vierteljahr in Folge.

Dazu beigetragen haben die Exporte, die vom niedrigen Lira-Kurs beflügelt wurden, der türkische Waren im Ausland billiger macht. Auch der Konsum lief besser als erwartet. Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg um 0,4 Prozent erwartet.

Zudem war die türkische Wirtschaft im ersten Quartal mit revidierten 1,6 Prozent stärker gewachsen als zunächst gedacht. In einer ersten Schätzung war noch ein Anstieg von 1,3 Prozent ermittelt worden. Im zweiten Halbjahr 2018 war die türkische Wirtschaft in eine Rezession gerutscht. Von einer Rezession sprechen Analysten, wenn die Wirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft.

Verglichen mit dem Vorjahresquartal schrumpfte die Wirtschaft allerdings um 1,5 Prozent. "Wir denken, dass der Tiefpunkt im zweiten Quartal überschritten wurde", sagte Ökonom Muammer Komurcuoglu vom Finanzhaus Is Yatirim. "Aber die Erholung ist vorerst fragil." Für das Gesamtjahr rechnen von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen mit einer Stagnation, nachdem die türkische Wirtschaft jahrelang Wachstumsraten von mehr als fünf Prozent geschafft hatte. Die türkische Regierung hatte ein Wirtschaftswachstum von 2,9 Prozent angestrebt. Finanzminister Berat Albayrak erwartet jetzt zumindest ein positives Wirtschaftswachstum.

Der Boom endete im vergangenen Jahr durch die Währungskrise, die durch den diplomatischen Streit mit den USA und Zweifeln an der Unabhängigkeit der Zentralbank ausgelöst wurde. Dadurch verlor die Landeswährung Lira im vergangenen Jahr fast ein Drittel ihres Wertes, was Importe für Unternehmen verteuert und die Kaufkraft der Verbraucher belastet. In diesem Jahr wertete die Lira um weitere 9,6 Prozent ab.

Zugleich eröffnete ein Rückgang der Inflation der Zentralbank die Möglichkeit, ihren Leitzins zu senken. Billigeres Geld kann Investitionen und Konsum anregen. Ende Juli wurde der Leitzins von 24,0 Prozent auf 19,75 Prozent reduziert. Kurz zuvor hatte die Regierung den Notenbankchef ausgewechselt.