APA - Austria Presse Agentur

Turteltaube ist "Vogel des Jahres 2020"

Die Organisation BirdLife Österreich hat die Turteltaube (Streptopelia turtur) zum "Vogel des Jahres 2020" gekürt. Grund sei ihre starke Gefährdung wegen fehlender geeigneter Lebensräume. "In den letzten Jahrzehnten haben wir zwei Drittel der Brutpaare verloren, ganze Landstriche sind turteltaubenfrei", so Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich, am Freitag.

BirdLife bezeichnet die Turteltaube als "Österreichs Sorgenvogel". Früher habe man das markante Gurren des Tieres an jedem Dorfrand oder Flussufer gehört, doch strukturreiche Wald- und Feldränder als Lebensraum seien selten geworden. Aktuell brüten hierzulande nur noch rund 10.000 Brutpaare, um rund zwei Drittel weniger als noch 1998.

In den meisten europäischen Ländern ist der Bestand seit den 1970er-Jahren rückläufig. In Europa werden nur noch rund 4,2 Millionen Paare zur Brutzeit gezählt, das ist um 79 Prozent weniger als noch vor 20 Jahren.

Die Art sei "ein Symbol für den Verlust an Artenvielfalt". Laut Wichmann ist "die Industrialisierung der Landwirtschaft der größte Gefährdungsfaktor für die Turteltaube". Durch die Ausweitung von Anbauflächen gehen Brachen, Ackersäume, Feldgehölze und Kleingewässer verloren und damit Nistplätze sowie Nahrungs- und Trinkmöglichkeiten.

Turteltauben sind die einzigen Langstreckenzugvögel unter den Taubenarten Mitteleuropas. Sie verlassen zwischen Ende Juli und Anfang Oktober Europa, um in der Sahelzone zu überwintern, und kehren ab Ende April wieder in ihre europäischen Brutgebiete zurück. Damit drohen der Art Gefahren durch Bejagung, die laut EU-Vogelschutzrichtlinie in zehn EU-Staaten erlaubt ist. Jährlich kommen laut BirdLife bis zu 2,2 Millionen Turteltauben in der EU legal zu Tode, auch in Österreich. "Die Jagd auf Turteltauben bei uns und unseren Nachbarn muss völlig verboten werden, nach den Regeln der Vogelschutzrichtlinie ist die Jagd auf sie angesichts der tristen Bestandssituation nicht angemessen", so Wichmann.