APA - Austria Presse Agentur

Überzeugende Premiere von "Kafka stirbt" in Innsbruck

Das experimentelle Theaterstück "Kafka umírá - Kafka stirbt" in der Regie von Max Simonischek hat Samstagabend an den Innsbrucker Kammerspielen seine Uraufführung gefeiert. Simonischek stellte in seinem "Kafka Präparat" die Sprache von Franz Kafka und die dahinterstehenden Ideen auf eindrucksvolle Weise aus und ließ zum Teil die Bedeutung in der Schwebe.

Szenario und Bedeutung des Handlungsortes erschlossen sich hingegen augenblicklich. Kafka, brillant verkörpert von Phillip Henry Brehl, befand sich in einer Krankenanstalt, bereits schwer gezeichnet von seiner Tuberkuloseerkrankung. Umgeben war er von vier Mäusen, die zwischen den Identitäten Tier und Mensch schwankend einem Fiebertraum entsprungen zu sein schienen.

Dass diese Mäuse auch den Kafka-Text "Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse" bevölkern, nutzte Simonischek dafür, die Sprache der Kafka-Fragmente und Gedanken selbst zu fokussieren. Aus an sich geschriebenen Worten wurden auch durch Rhythmus plastische Ideen, greifbare Gedanken und luzide Abhandlungen.

Die Bühne dazu gab sich minimalistisch, ebenso wie die Musik von Daniel Freitag, die effizient mit wenigen Tönen auskam und sich leitmotivisch wie ein immer wiederkehrender Albtraum festsetzte. Zum Stück-Thema passende Geräusche von Mäusen verteilten sich zudem in manchen Passagen dreidimensional im Theatersaal der Kammerspiele.

All das erzeugte ein paradoxes Gefühl des Aufgehobenseins bei gleichzeitig höchstem Unbehagen. Als Kafka gleich zu Beginn beim Husten Blut spuckte, führte das noch angesichts der Radikalität und Authentizität der Darstellung zu einem kleinen Schockmoment, doch mehr und mehr durfte man sich in dieser abgründigen Welt der letzten Kafka-Tage einrichten.

Es war ein durchwegs rätselhafter Ort, an dem man Kunstdiskursen über die Beschaffenheit der Musik der Mäusesängerin Josefine folgen, der Angst und der Verzweiflung von Kafka beiwohnen und sich an seltsamen, raumgreifenden Maschinen kaum sattsehen konnte.

Deren Bedeutung schob sich, ganz den großen Kafka-Texten gleich, immer wieder auf. So lange, bis man ihre groteske Existenz akzeptierte, ihr verschiedene Bedeutungszuschreibungen machte, nur um diese dann wieder zu verwerfen.

Als Kafka zuletzt nicht starb, zumindest nicht theatralisch in Szene gesetzt, sondern mit "seinen" Mäusen - dargestellt von Sara Nunius, Janine Wegener, Raphael Kübler und Christina Constanze Polzer - ein Lied sang, schloss sich der Kreis und der Vorhang. Das Stück begann und endete damit mit einigen Momenten Dunkelheit. Dazwischen lag das kryptische "Kafka-Präparat" von Simonischek mit seiner ganz eigenen Zeitlogik.

Für ebenjenes sowie für die Darsteller und den Regisseur gab es schließlich lautstarken Applaus mit einigen Bravo-Rufen. Vor allem Kafka-Darsteller Brehl durfte sich über Extra-Applaus freuen.

(S E R V I C E - "Kafka umírá - Kafka stirbt" von Max Simonischek. Regie: Max Simonischek. Bühne: Harald Thor. Kostüme: Tanja Hofmann. Musik: Daniel Freitag. Mit Phillip Henry Brehl (Kafka), Sara Nunius (Maus/Schakal-Arzt/Dora), Janine Wegener (Maus/Schakal-Arzt/Dr. Klopstock), Raphael Kübler (Maus/Schakal-Arzt/Dachstier), Christina Constanze Polzer (Maus/Schakal-Arzt). Weitere Vorstellungen am 22., 26. und 29. Juni, 7. und 8. Juli, 25., 28. und 30. September, 7., 9., 15 und 29. Oktober. www.landestheater.at)