APA - Austria Presse Agentur

Ukraine-Krieg: UserInnen nutzen Tinder, um unzensierte News zu teilen

Um die russische Zensur über die Kriegsberichterstattung zu umgehen, teilen NutzerInnen auf Tinder und Google Kriegsinformationen.
Selma Tahirovic Selma Tahirovic

In der Ukraine herrscht Krieg – der russische Präsdient Wladimir Putin möchte jedoch, dass die russische Bevölkerung so wenig wie möglich davon mitbekommt. 

Wie "Spiegel" berichtet, sind Facebook und Twitter in Russland nicht mehr aufrufbar. Auch Medien wie "BBC" und der Radiosender "Echo Moskwy" sind auf der Liste der blockierten Nachrichtensender. Der Grund: Kritische Berichterstattung über den Ukraine-Krieg. Die russischen EinwohnerInnen sollen nichts von Putins Machenschaften und der Situation im Nachbarland mitbekommen. 

Um die russische Zensur über die Kriegsberichterstattung zu umgehen, schreiben NutzerInnen auf Tinder und in Google Rezensionen zu russischen Restaurants und Co. über die Geschehnisse in der Ukraine.

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Berichte über Kriegszustände auf Google und Tinder

Die HackerInnengruppe Anonymous teilte am 28. Februar den Aufruf, auf Google Maps in Rezensionen zu Restaurants und Geschäften in Russland über die Lage in der Ukraine aufzuklären. "Wenn ihr die Bewertung schreibt, erklärt, was in der Ukraine passiert", heißt es in einem Tweet. 

UserInnen machten zudem aufmerksam, dass der lokale Google-Konkurrent Yandex vermehrt in Russland genutzt wird. Auch dort sollten zahlreiche NutzerInnen Kommentare hinterlassen. 

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Lange hat dies jedoch nicht funktioniert: Wie "Tagesspiegel" berichtet, hat Yandex die Rezensionsfunktion eingestellt. Online werden die Kommentare zu den Bewertungen bei Restaurants, Sehenswürdigkeiten & Co. nicht mehr angezeigt. Auch bei Google werden kritische Kommentare über den Ukraine-Krieg unter russischen Sehenswürdigkeiten oder Restaurants mittlerweie zensiert.

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Unzensierte News auf Tinder

Also finden die Menschen nun andere Wege: Die Kommunikationsberaterin Mareile Ihde erzählte gegenüber "Stern", dass sie die Dating-App Tinder als Informationsplattform nutzt, um russische Männer über den Krieg aufzuklären.

Sie ist eine von unzähligen NutzerInnen, die ihren Standort und Suchradius in der App in russischen Städten (gegen Bezahlung) einstellen, um so mit BewohnerInnen Kontakt aufzunehmen. Sie wurde durch Twitter inspiriert, die "Aufklärungsarbeit" über Tinder zu vollziehen. Auch auf Reddit gibt es einen eigenen Thread, der Tipps gibt, welche Infos man auf der Dating-Plattform teilen kann.

Dafür verfasst die Userin eine russische Nachricht an die Matches, in der sie erklärt, dass am 24. Februar der Angriff auf die Ukraine begonnen hat. "Im Gegensatz zu dem, was die Regierung und Präsident Putin dir erzählen, gibt es dafür keine Rechtfertigung, absolut keine Rechtfertigung", heißt es in der Nachricht weiter. 

Zudem erzählt sie den Männern, dass unschuldige ZivilistInnen ermordet werden und dass die RussInnen gegen diesen Krieg protestieren und ihn stoppen sollten. So haben Ihde und viele andere UserInnen die Möglichkeit, unzensierte Nachrichten an die RussInnen zu übermitteln. 

Fast alle Männer lösen das Match mit der Frau wieder auf. Ihde glaubt, dass dies aus Angst passiert: "Vielleicht denken sie, ich bin ein Spion der russischen Regierung, der sie aushorchen will."