APA - Austria Presse Agentur

Ukraine - Resnikow warnt Russen vor neuer Mobilmachung

Kiews Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat mit einem Video in russischer Sprache vor einer neuen Mobilmachung durch den Kreml schon zu Jahresbeginn gewarnt. Es gebe die Wahl, sich der Einberufung zum Kriegsdienst zu entziehen oder in der Ukraine zu sterben oder zum "Krüppel" zu werden, sagte Resnikow in dem Youtube-Video. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte unterdessen in seiner Neujahrsbotschaft, der Sieg über die Ukraine sei unvermeidbar.

Schoigu räumte ein, die Lage an der Front sei weiterhin schwierig. Er wandte sich überdies in seiner Rede gegen "diejenigen, die versuchen, unsere ruhmreiche Geschichte und unsere großen Errungenschaften auszulöschen, Denkmäler für die Sieger über den Faschismus zu zerstören, Kriegsverbrecher auf ein Podest zu stellen und alles Russische zu streichen sowie zu entweihen."

Nach Einschätzung britischer Militärexperten könnten die russischen Raketenangriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur über den Jahreswechsel intensiviert werden. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London zum Ukraine-Krieg am Samstag hervor.

Demnach erfolgten die Schläge bisher in Abständen von sieben bis zehn Tagen. "Russland wird dieses Muster beinahe sicher fortsetzen, um die ukrainische Luftverteidigung zu überfordern", so die Mitteilung. Aber es gebe "eine realistische Möglichkeit", dass Russland in den kommenden Tagen zusätzlich noch einmal zuschlage, "um die Moral der ukrainischen Bevölkerung über die Neujahrsperiode zu brechen", hieß es weiter.

Hunderttausende Russen hatten im Herbst das Land verlassen, um sich der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Teilmobilmachung zu entziehen. Putin hatte zuletzt gesagt, es sei keine neue Mobilmachung nötig. "Ich weiß genau, dass ihr noch eine Woche habt, um eine Wahl zu treffen", behauptete nun Resnikow. Dann würden die Grenzen geschlossen, damit niemand das Land verlassen könne.

Die Feiern zum neuen Jahr seien ein guter Anlass, darüber nachzudenken und sich bewusst zu werden, dass der Kreml den Krieg verloren habe, sagte der ukrainische Minister. Es gebe nichts, wofür es sich lohne zu kämpfen. Der Minister zählte in seiner wie eine Neujahrsansprache gehaltenen Rede die Vielzahl an russischen Niederlagen in diesem Jahr auf. Er erwähnte etwa den Untergang des Flaggschiffs "Moskwa" der russischen Schwarzmeerflotte und die Explosionen auf Militärflugplätzen im russischen Hinterland.

Mehr als 100.000 Soldaten habe Russland schon verloren in diesem Krieg, sagte Resnikow. "Wenn das der Plan war, nur die Feinde Russlands hätten ihn so erstellen können", sagte er mit Blick auch auf den Verlust von Moskaus Ansehen in der Welt.

Der Minister warf der Führung in Moskau vor, immer neue Mobilisierungswellen zu planen, um nicht die Niederlage in der Ukraine einzugestehen, um sich weiter an der Macht zu halten und nicht für die vielen Kriegsverbrechen einstehen zu müssen. Resnikow sagte, er spreche nicht nur als Minister, sondern auch als Jurist. "Je länger der Krieg dauert, desto schwerer werden die Folgen für die einfachen Menschen, für die einfachen Russen", sagte er. Generationen in Russland müssten für die angerichteten Schäden aufkommen. Die Ukraine aber werde nicht aufgeben. "Wir verteidigen unsere Erde."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bedankte sich zum Jahresende mit einem Tweet auf Deutsch bei Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz für dessen Unterstützung und den neuen sicherheitspolitischen Kurs Berlin. "Waffenlieferungen, Schutz für mehr als eine Million Ukrainer:innen, G7-Präsidentschaft mit Ukraine-Fokus, finanzielle & technische Hilfe, EU-Kandidatenstatus. Danke für die Zeitenwende, Herr @Bundeskanzler!", schrieb er am Samstag auf Twitter.

"Mögen wir sie im Jahr 2023 mit unserem gemeinsamen Sieg komplett machen", meinte der Staatschef mit Blick auf die von Scholz ausgerufene Zeitenwende, mit der die Regierung in Berlin auch eine militärische Unterstützung der Ukraine für die Verteidigung gegen Russlands Angriffskrieg eingeleitet hatte. Die Ukraine hofft angesichts massiver russischer Drohnen- und Raketenangriffe auf deutlich mehr Militärhilfe etwa bei der Flugabwehr. Auch Experten meinen, dass das Land für einen Sieg gegen Russland noch viel mehr Waffen und Munition braucht.