APA - Austria Presse Agentur

Ukrainischer Ex-Botschafter für Gas- und Ölembargo

Die Europäische Union soll nach Ansicht des früheren ukrainischen Botschafters Olexander Scherba kein Erdöl und Erdgas mehr in Russland kaufen. "Ja, man sollte ein Gas und Öl-Embargo verhängen", sagte Scherba am Montag gegenüber der APA. Der in Kiew ausharrende langjährige Spitzendiplomat hatte sich in den vergangenen Tagen massiv für den Ausschluss Russlands vom Bankenkommunikationssystem SWIFT stark gemacht, der nun auch russische Energielieferungen infrage stellen könnte.

Der SWIFT-Ausschluss war am Samstagabend von westlichen Staaten nach längerem Ringen vereinbart worden, nachdem insbesondere Deutschland Bedenken wegen der erschwerten Bezahlung von Energielieferungen aus Russland angemeldet hatte. Dieses verbucht infolge seines Angriffskriegs auf die Ukraine sprudelnde Einnahmen aus dem Gas- und Rohölverkauf, da die Energiepreise kriegsbedingt deutlich gestiegen sind.

Über die europäische Abhängigkeit von russischen Energielieferungen sprechen am heutigen Montag in Brüssel auch die EU-Energieminister, darunter Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne). In Deutschland ist vor diesem Hintergrund bereits eine Diskussion über die mögliche Rücknahme des vereinbarten Ausstiegs aus Kohle und Atomenergie ausgebrochen.

Österreich ist sehr stark von russischen Gaslieferungen abhängig, Ungefähr 60 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases stammen vom russischen Gasmonopolisten Gazprom, mit dem es auch langfristige Lieferverträge gibt. Zugleich hat Österreich auch eine besondere Bedeutung für die Weiterleitung des russischen Erdgases nach Mittel- und Westeuropa. Der niederösterreichische Gas-Hub Baumgarten gilt als eines der wichtigsten Verteilerzentren Europas. Wichtigster Erdöllieferant für Österreich ist das - mit Russland verbündete - zentralasiatische Kasachstan, mit gut einem Drittel des gesamten Importvolumens. Aus Russland stammt "nur" zehn Prozent des in Österreich verbrauchten Erdöls.